Buruli ulcer ist eine seltene Tropenkrankheit, die nur schwer diagnostiziert werden kann. Studierende von der Universität Wien und der BOKU Wien bündeln ihre Expertisen, um mithilfe synthetischer Biologie Abhilfe zu schaffen: Im Rahmen des internationalen Wettbewerbs iGem suchen sie nach alternativen Nachweismethoden. Ende Oktober stellen sie ihre Ergebnisse vor ExpertInnen in Boston vor.
iGEM (International Genetically Engineered Machine) ist ein internationaler Wettbewerb für Studierende, der bereits seit 2005 vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston veranstaltet wird. Ziel ist es, aktuelle und zukünftige Probleme mit Hilfe synthetischer Biologie zu lösen. Das Erstellen standardisierter und validierter genetischer Einheiten („BioBricks“) steht hierbei im Vordergrund. Jährlich arbeiten über 6.000 Studierende aus unterschiedlichsten Ländern über den Sommer an ihren Lösungsansätzen und präsentieren ihre Ergebnisse beim Giant Jamboree in Boston.
Expertisen bündeln
Seit Februar 2019 arbeiten 14 hochmotivierte Studierende der Universität Wien und der BOKU Wien gemeinsam an einer Projektidee. Sie beschäftigen sich mit Buruli ulcer, einer Krankheit, die überwiegend in tropischen Gebieten vorkommt und von dem Erreger Mykobakterium ulcerans ausgelöst wird. Aufgrund der geringen Zahl an Erkrankungen wird diese Krankheit von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den vernachlässigten, tropischen Krankheiten gezählt. Die Betroffen leiden an offenen Läsionen und Ulzerationen, meist an den Extremitäten, welche zu schweren Verstümmelungen führen können. Die Diagnose dieser Krankheit gestaltet sich als schwierig, da die Inkubationszeit Monate bis zu einem Jahr beträgt. Eine frühzeitige Erkennung ist für die Behandlung jedoch enorm wichtig. Etablierte Nachweismethoden sind entweder zu teuer oder dauern zu lange – das iGEM-Team aus Wien arbeitet nun an einer Möglichkeit, den Nachweis schneller, einfacher und kostengünstiger zu machen.
Stimmen aus dem iGEM Projektteam
Valentina Stuchlik (Master Molekulare Biolog, Team Leaderin)
„Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wirklich, was mich bei iGEM erwartet. Ich habe einen Post in einer Gruppe gesehen und mich einfach aus einem spontanen Impuls heraus angemeldet. Doch als wir das erste Meeting hatten, war ich überzeugt, dass iGEM eine wunderbar lehrreiche und spannende Erfahrung werden würde. Und so war es: Neben der wissenschaftlichen Herangehensweise haben wir von Grund auf gelernt, was es für ein Projekt braucht: Angefangen beim Brainstormen für eine Idee, über Sponsoren finden bis zu Modelling und Human Practices (Anm.: ForscherInnen gehen „raus“ aus ihren Bereichen und sprechen mit anderen ExpertInnen) war alles vertreten. Auch wenn ich schon vor iGEM einiges an Laborerfahrung im Rahmen meines Studiums der Molekularen Biologie sammeln durfte, war es doch etwas anderes, das ganze Vorgehen von Anfang an planen zu müssen, um die drei Monate im Labor möglichst effizient nutzen zu können. Ich wurde schlussendlich sogar zur Teamleaderin gewählt. Das gab mir die Möglichkeit, in jeden Bereich des Projektes involviert zu sein. Das ist zwar arbeitsintensiv, ich bin aber trotzdem wahnsinnig dankbar für die Erfahrungen, die ich während dieser Zeit machen durfte. Die Zeit bei iGEM zähle ich zu den lehrreichsten meines Studiums und ich kann nur jedem, der sich in der Wissenschaft sieht, wärmstens ans Herz legen, die Herausforderung anzunehmen und bei iGEM teilzunehmen.“
Melanie Salek (Bachelor Biologie, Laborrate / Labortätigkeiten)
„Ich bin iGEM beigetreten, weil ich fand, dass es eine einzigartige Möglichkeit für Studierende ist, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Die Chance, sein eigenes Projekt komplett von der Planungsphase über die Durchführung bis hin zum finalen Ergebnis, mitzugestalten ist etwas Neues und sehr Spannendes für mich. Im Biologiestudium hatte ich bis jetzt nicht die Möglichkeit, derart selbstständig und mit so viel Selbstverantwortung im Labor zu stehen. Es ist eine komplett neue Herausforderung, einmal ohne vorgefertigtes Skriptum zu arbeiten und jeden Tag aufs Neue planen zu müssen, welche Dinge als nächstes erledigt werden müssen. Auch bei Problemen war ich angehalten, erst einmal selbst zu überlegen, wie man sie lösen könnte – schließlich war nicht zu jedem Zeitpunkt ein Tutor oder eine Professorin für Nachfragen im Raum. Die gemeinsame Reise nach Boston ist für mich das Highlight des gesamten Projekts. Unsere Idee vorzustellen und zu sehen, woran andere Teams gearbeitet haben, ist sehr aufregend. Im Großen und Ganzen ist iGEM ein einzigartiges Projekt, aus dem ich als angehende Wissenschaftlerin jetzt schon sehr viel für die Zukunft mitgenommen habe.“
Tobias Redl (Bachelor Biologie, Laborratte / Labortätigkeiten)
„Nach Empfehlungen eines Freundes, welcher Mitglied des vorjährigen iGEM Teams war, stand für mich fest, dass auch ich unbedingt diese einzigartigen Erfahrungen sammeln möchte. Ich finde mein Studium der Molekularen Biologie an der Universität Wien sehr interessant und wenn ich die Wahl hätte, von vorne zu beginnen, würde ich genau dieselbe Entscheidung treffen. Es ist verständlich, dass man im Rahmen einer Lehrveranstaltung kaum selbstständiges Arbeiten erlernen kann. Die Frage: „Was muss ich heute vorbereiten, damit ich die nächsten Tage zügig weiterarbeiten kann?“, habe ich mir vor iGEM noch nie wirklich stellen müssen. An der Uni werden zwar die grundlegenden Methoden sehr gut vermittelt, doch lernt man schnell den Unterschied zwischen klassischen Lehrbeispielen und der Realität im Labor. Oft bemüht man sich besonders, doch das Experiment liefert einfach nicht die gewünschten Ergebnisse. iGEM hat mir die Möglichkeit gegeben, über meinen eigenen Horizont hinauszuwachsen, Ursachen von Fehlern zu erkennen und über etwaige Lösungswege nachzudenken – das ist für mich und meine zukünftige Karriere viel Wert.“
Michaela Mechura (Bachelor Biologie, Lab Leader, Laborratte / Labortätigkeiten, Human Practices)
„Bei iGEM bekommen Studierende die Chance, schon während ihres Studiums zum Teamleader oder Lableader gewählt zu werden. Das bedeutet viel Verantwortung und selbständiges Arbeiten, aber auch das Funktionieren im Team. So lernt man nicht nur in den Bereichen Laborarbeit, Programmieren oder Fundraising dazu, sondern arbeitet auch an den eigenen Soft Skills. Ich war beispielsweise für das Erstellen der „Safety Form“ zuständig, die erklärt, welche Risiken durch unsere Laborarbeit bestehen und auf welche Weise wir sie minimieren. Weitere Aufgaben sind die Entwicklung eines Kollaborationsprojekts sowie das Schreiben von Texten für die Webseite. Zusätzlich bin ich als Lableader unter anderem dafür verantwortlich, einen Überblick über die Arbeit im Labor zu bewahren und täglich To-Do Listen zu schreiben. Das klingt leichter als es ist, denn es arbeiten meist zwölf Leute gleichzeitig im Labor. Kurz zusammengefasst: Der Arbeitsaufwand ist immens, der Wissenszuwachs aber auch.“
Vom 31. Oktober bis zum 4. November stellte das iGEM Team aus Wien seine Projektidee beim Giant Jamboree in Boston vor. Mit Erfolg: Sie gewannen für ihr Projekt die Goldmedaille! Weitere Informationen zu iGEM gibt es hier. Mehr über das Projekt erfahrt ihr auf der iGEM Homepage des Teams.
Dieser Blogbeitrag ist wie eine Mischung aus Abenteuerroman und Wissenschaftsthriller – man kann förmlich die Hitze der Lava spüren und den Schwefelgeruch in der Luft riechen! Was mich besonders fasziniert: Wie habt ihr es geschafft, trotz des stürmischen Wetters und der unvorhersehbaren Naturkräfte, so viel wissenschaftliche Präzision und Akribie in eure Beobachtungen zu legen? Welche Herausforderung war für dich persönlich die größte auf dieser Reise?
Zu meiner Zeit hat es soetwas leider noch nicht gegeben. Super, dass das noch dazu auch noch überparteilich ist. Klimaschutz ist die wichtigste Überlebensfrage unserer Zeit. Ewiges Wachstum gibt es nicht. irgendwann ist es vorbei. Der Kapitalismus wird fossil dominiert bleiben. So kann es nicht weiter gehn.