Nowras Rahhal wurde als staatenloser Flüchtling in Syrien geboren und begann sein Studium in Bürgerkriegszeiten: Trotz dieser Umstände war er stets davon überzeugt, dass die Forschung der richtige Weg für ihn ist. Heute ist er Doktorand an der Vienna Doctoral School of Pharmaceutical, Nutritional and Sport Sciences (PhaNuSpo) der Universität Wien und trägt mit seiner Forschung im Bereich der pharmazeutischen Technologie zum Kampf gegen COVID-19 bei.
Ich interessiere mich für Nanowissenschaften seit ich mich zu Beginn meines Bachelorstudiums mit pharmazeutischer Technologie befasst habe. Die Nanowissenschaft kombiniert Chemie, Physik und Biologie in einer Disziplin. Was mich besonders daran faszinierte, ist die Verwendung von winzigen Partikeln für die Verabreichung von Arzneimitteln, um deren therapeutische Wirkung zu verbessern. Mir war schon damals klar, dass die potenziellen Anwendungsbereiche von Nanopartikeln irgendwann zu einem wissenschaftlichen Durchbruch und zur Verbesserung unseres Wohlbefindens führen werden. Ich wollte immer Teil dieser Disziplin sein. Wobei der Weg dorthin nicht immer ganz einfach war.
In Bürgerkriegszeiten ein Studium beginnen
Ich wurde als staatenloser Flüchtling in Syrien geboren. Als Kind besuchte ich eine Schule, die von den Vereinten Nationen verwaltet wurde. Dank meiner guten Noten konnte ich nach meinem Schulabschluss ein Bachelorstudium in pharmazeutischer Chemie und Pharmazie an der Universität Damaskus beginnen. Kurz darauf brach der Bürgerkrieg in Syrien aus. Meine Familie und ich durchlitten – wie Millionen andere auch – einen zähen Krieg. Dass ich es geschafft habe, mein Bachelorstudium in einem Land abzuschließen, das unter dem wirtschaftlichen Kollaps litt und in dem es wenig Hoffnung gab, hat mich darin bestärkt, dass meine Zukunft in der Forschung liegt.
👀 Mehr zu Nowras Geschichte gibt es im Video „From Statelessness to Covid-19 Vaccine Development: Nowras‘ story of perseverance“ (United Nation (UNRWA)).
Ankunft in Europa
2018 wurde ich an der Universität Kassel für ein Masterstudium zugelassen. Wie für jeden internationalen Studierenden war der Umzug nach Europa für mich mit enormen Herausforderungen verbunden. Als Staatenloser stößt man aber auf zusätzliche Hindernisse. Ich habe den Eindruck, dass ich nach wie vor in den Fesseln meiner Vergangenheit und meiner Herkunft gefangen bin. Die meisten Menschen sind verwundert, wenn sie von Staatenlosigkeit hören und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Aufgaben, wie das Eröffnen eines Bankkontos oder ein Termin bei der Einwanderungsbehörde bezüglich des Aufenthaltstitels, werden durch die Staatenlosigkeit noch abschreckender.
Universität Wien: ein neues Abenteuer in der Wissenschaft
Nach dem erfolgreichen Abschluss meines Studiums in Kassel und einem Praktikum am Max-Planck-Institut wurde es für mich Zeit, weiterzuziehen. Wien ist eine Stadt im Herzen Europas – ein geschichtsträchtiger Ort, der mit eindrucksvoller Architektur und Kultur besticht und allen offensteht. Zahlreiche berühmte Wissenschafter*innen und Forscher*innen haben an der Universität Wien studiert. Um nur ein paar wenige zu nennen: Max Perutz, Richard Adolf Zsigmondy und Ludwig Boltzmann. An meine Zeit an der Universität Wien wollte ich wie an ein Abenteuer in der Wissenschaft herangehen. Die Doktoratsstelle passte genau zu meiner wissenschaftlichen Vision und meiner Forschung – und hier bin ich.
COVID-19-Impfstoffe: Forschung für eine bessere Welt
Zu Beginn meiner Zeit am Max-Planck-Institut arbeitete ich in einem Projekt zu COVID-19-Impfstoffen mit. Mit diesem Thema beschäftige ich mich nun auch in meiner aktuellsten Forschung an der Universität Wien. In Pandemiezeiten ist es wichtig, eine gewaltige Anzahl an Menschen zu impfen, um möglichst viele Menschen in der Bevölkerung gegen die Infektionskrankheit zu immunisieren. Unser Ziel ist es, Techniken zu entwickeln, die auf das Immunsystem abzielen und damit die gleichen Ergebnisse mit weitaus geringeren Dosen erzielen könnten. Das würde die Effizienz von Impfstrategien steigern und die wirtschaftliche Belastung für Unternehmen als auch Regierungen senken.
Die Welt befindet sich mitten in einer globalen Pandemie und Menschen, deren Leben gerettet werden könnten, sterben. In meiner Forschung werde ich von einer größeren Vision angetrieben, nämlich anderen zu helfen. Unsere Forschung hat das Potenzial, der Welt Hoffnung zu geben.
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