Hamza Amin hat in Pakistan gelebt und studiert – in einem Land, das seit seiner Unabhängigkeit ein „sehr gespanntes Verhältnis“ zu den Medien hat. An der Vienna Doctoral School of Social Sciences der Universität Wien nimmt er die Pressefreiheit unter die Lupe und untersucht, welche Auswirkungen politische und wirtschaftliche Einflüsse auf die journalistische Kultur des globalen Südens haben können.
“Wir brauchen freie Medien, nicht nur Redefreiheit“ – Tom Scholz. Als eifriger Konsument von Nachrichtenmedien hat mich die grundlegende Idee hinter diesem Zitat dazu motiviert, mich von der Betriebswirtschaftslehre zu entfernen und mich stattdessen dem Masterstudium „Global Media and Communication“ (globale Medien und Kommunikation) an der University of Warwick zu widmen. Das war der erste Schritt zu meiner näheren Beschäftigung mit Kommunikationsprozessen auf individueller, organisatorischer und gesellschaftlicher Ebene. Als dann Folker Hanusch von der Universität Wien, ein angesehener Experte auf diesem Bereich, mir zusicherte, mein PhD-Vorhaben zu betreuen, war mir klar, dass ich diesen Weg weiter verfolgen wollte. 2019 trat ich der Doctoral School of Social Sciences an der Universität Wien bei, wo ich das Wechselspiel zwischen Kultur, Politik und journalistischen Identitäten erforsche. Konkret untersuche ich, welche Auswirkungen politische und wirtschaftliche Einflüsse auf die journalistische Kultur des globalen Südens haben und wie diese Faktoren auch zum Zwang der Selbstzensur führen können.
Scheiternde Finanzmodelle von Nachrichtenmedien
Ich habe in Australien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Vereinigten Königreich gewohnt und dort meine bisherigen Studien absolviert. Dort kam ich erstmals mit den journalistischen Praktiken und scheiternden Finanzmodellen von Nachrichtenmedien in Berührung. Daher bin ich besonders interessiert an der politischen Ökonomie der Nachrichten und ihrem Wechselspiel mit dem kulturellen Schaffen, sowie an deren Einfluss auf die professionelle Perspektive von Journalist*innen. Sind Medien je frei von Einflüssen? Geht mit dem Eindringen von soziopolitischen und kulturellen Kräften die Selbstzensur einher? Diese Fragen treiben meine Forschung heute an.
Pressefreiheit? Die pakistanische Medienindustrie und autoritäre Mittel
Ich komme ursprünglich aus Pakistan, das seit seiner Unabhängigkeit ein sehr gespanntes Verhältnis zu den Medien hat. Die Medienindustrie war in der Geschichte repressiven Parametern in Form von autoritären Mitteln ausgesetzt. Um mehr darüber herauszufinden, zog ich nach Abschluss meines Masterstudiums zurück nach Pakistan und begann als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei „92 News“ zu arbeiten. Ich stellte fest, dass die alteingesessenen Medien in alten Medientraditionen dahinschlummerten. Die journalistische Arbeit war in einen Kontext eingebettet, in dem private Akteur*innen und staatliche Institutionen gegenseitigen Druck ausübten. Einmischungen vonseiten der Eigentümer*innen, Politiker*innen und dem Staat standen auf der Tagesordnung. Wenig überraschend hatten zahlreiche Medienschaffende ihre Arbeit verloren und Tausenden wurde der Lohn gekürzt Global gesehen bestimmen Herausforderungen wie Zensur durch Regierungen, finanzielle Instabilität und die wachsende Social Media-Industrie die Zukunft der Medien.
„Wir müssen für eine transparente Demokratie sorgen“
Nachrichtenredaktionen in aller Welt bauen Stellen ab oder schließen gar, wodurch ganze Regionen medial nicht abgedeckt werden. Die von der Pandemie hervorgerufene Wirtschaftskrise führte im letzten Jahr zu weiteren Schließungen. Obwohl die Nachrichtenmedien eines unserer mächtigsten Mittel sind, um eine transparente Demokratie zu gewährleisten, werden sie in ihrer Rolle zunehmend marginalisiert. Daher besteht dringender Bedarf an weiterer Forschung und innovativen politischen Lösungen für die auftretenden Probleme alteingesessener und digitaler Medien. Seit meinem Eintritt in die Doctoral School of Social Sciences an der Universität Wien habe ich sehr viel gelernt. Sie hat mir eine neue Perspektive auf unsere vielfältige Welt eröffnet und auf die Rolle, die eine neue Generation wissbegieriger Journalist*innen weltweit einnehmen wird.