Lockdown, Distance-Learning, Regenwetter – die Motivation ist im Keller. Ganz klar, dass das Lernen unter COVID-19-Bedingungen Schwierigkeiten mit sich bringt. Du hast keine Ahnung, wie du dich zurzeit am besten organisieren und dich zum Lernen motivieren sollst? Gut, dass wir da ein paar Tipps für dich haben, die dem inneren Schweinehund keine Chance mehr geben!
Unser Projekt
Die Hochschulen in Österreich sind jetzt schon seit mehr als einem Jahr geschlossen und durch die Umstellung auf das Distance-Learning hat sich dein Alltag als Studiere*r sehr verändert! Wir – ein Forschungsteam der Fakultät für Psychologie der Universität Wien – wollten mehr darüber erfahren, wie Studierende mit dem Distance-Learning unter COVID-19-Bedingungen zurechtkommen. Welche Herausforderungen sind damit verbunden? Tun sich auch neue Lernwege auf? Aus diesem Grund haben wir im Rahmen unseres Projektes “Lernen unter COVID-19 Bedingungen” (Leitung: Prof. Barbara Schober, Prof. Marko Lüftenegger, Prof. Christiane Spiel) eine Reihe von Befragungen durchgeführt. Der Fokus lag dabei darauf, wie Studierende die Veränderung der Situation über die Zeit wahrnahmen und wie sie mit Online-Prüfungen zurechtkamen. Im Rahmen der Studie und der daraus gewonnenen Erkenntnisse möchten wir unseren Beitrag leisten und euch dabei helfen, das Beste aus der derzeitigen Situation zu machen.
Zuerst wollen wir euch zeigen, was bei unseren Befragungen herausgekommen ist. Aufbauend auf den Ergebnissen unserer Studie „Lernen unter COVID-19-Bedingungen“ wollen wir euch ein paar Tipps geben, die euch das Distance-Learning erleichtern sollen.
Ausgewählte Ergebnisse
Viele Studierende haben angegeben, dass sie beim Lernen unter COVID-19-Bedingungen die stressfreie Atmosphäre zu Hause und die eingesparte Zeit durch das Wegfallen der Anfahrtszeiten als angenehm empfinden. Studierende berichteten von einem höheren Wohlbefinden, wenn sie sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben als erfolgreich wahrnehmen und bei der Gestaltung des Studiums eigene Vorstellungen verwirklichen konnten. Zusätzlich ging es den Studierenden besser, wenn sie sich mit wichtigen Personen verbunden fühlten.
Als negativ wurde berichtet, dass es bei Unklarheiten (z.B. bei Aufgabenstellungen oder technischen Schwierigkeiten) nur sehr eingeschränkt möglich war, Nachfragen zu stellen. Im April letzten Jahres gaben 16% der Studierenden an, größere Probleme zu haben, die Studienanforderungen zu bewältigen und Fortschritte im Studium zu erleben.
Da die Selbstorganisation laut Studierenden ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg ist, haben wir Studierende im Juni 2020 gefragt, wie sich ihre Selbstorganisation beim digitalen Lernen unter COVID-19-Bedingungen seit dem Beginn des Distance-Learnings verändert hat.
32 % der insgesamt 2004 Studierenden, die diese Frage beantwortet haben, haben angegeben, dass sich ihre Selbstorganisation verbessert hat (besser: 8,4 %, etwas besser: 23,6 %), 46,6 % gaben an, dass sich nichts verändert hat und 21,4 % meinten, dass sich ihre Selbstorganisation verschlechtert hat (etwas schlechter: 15,6%, schlechter: 5,8%).
Eine wichtige Erkenntnis vieler Studierender war auch, dass es eine Unterstützung ist, selbstständig Studienkolleg*innen zu kontaktieren und sich mit diesen auszutauschen.
Aus diesem Grund haben wir Tipps für euch zusammengestellt, die euch dabei helfen sollen, die Lernphase gut zu überstehen – unter anderem durch mehr Selbstorganisation.
1. SMARTe Ziele setzen
Wer nicht weiß, wo die Reise hingehen soll, kann auch nicht an seinem Ziel ankommen. Die SMART-Methode hilft dir dabei, deine Ziele richtig zu setzen.
Aber was bedeutet SMART eigentlich? SMARTe Ziele sind spezifisch, messbar, aktiv, realistisch und terminiert. Wir erklären dir hier genau, wie du dein Ziel SMART setzt, um dir ein genaues Bild von deinem Weg dorthin zu verschaffen.
SMARTe Ziele sind:
- S pezifisch
Ich werde heute das Kapitel “Gesundheitsförderung” ausarbeiten und die zentralen Theorien lernen. - M essbar
Ich stehe Montag bis Freitag um 7 Uhr auf und wiederhole das Kapitel, das ich am Vortag zusammengefasst habe, bevor ich das nächste Kapitel ausarbeite. - A ktiv
Es liegt in meiner Macht, ob ich das Ziel erreiche. - R ealistisch
Ich werde die prüfungsrelevanten Kapitel aus dem Buch „Gesundheitsförderung“ in sechs ungefähr gleich große Teile aufteilen und jeweils einen Teil pro Tag zusammenfassen. - T erminiert
Ich werde am Montag mit dem Ausarbeiten fertig sein, damit ich am Dienstag noch Zeit habe, alle ausgearbeiteten Kapitel zu wiederholen.
2. Belohnung für die Erreichung deines Zieles überlegen
Manchmal kostet es viel Überwindung, mit dem Lernen zu beginnen. Es kann helfen, wenn du dir eine Belohnung überlegst, die du dir nach der Zielerreichung gönnst. Ein Beispiel: im Park mit Freund*innen picknicken gehen, wenn du dein Lernziel des Tages erreicht hast.
3. Such dir einen Lernbuddy
Es kann sehr helfen, wenn du dir eine*n Lernpartner*in suchst, mit dem du gemeinsam lernen oder dich auch einfach austauschen kannst. Ihr könnt euch gegenseitig Aufgaben stellen und Feedback geben. Bleibt regelmäßig in Kontakt und macht euch Termine aus, an denen ihr gemeinsam lernt (das geht auch virtuell). Ein positiver Nebeneffekt ist außerdem, dass du „gemaßregelt“ wirst, wenn du während dem Lernen zum fünften Mal die neuesten Instagram-Posts checkst 😉
Wenn dein Lernbuddy mal keine Zeit hat, kannst du auch auf sogenannte “Gongbang”-Videos oder -Streams (hier einige Beispiele) zurückgreifen. „Gongbang“ kommt aus dem Koreanischen und bedeutet so viel wie „Lernshow“. In diesen Videos filmen Student*innen ihre Lernsitzungen und teilen diese online. So wird das Gemeinschaftsgefühl aus der Bibliothek, aus Lerngruppen oder Cafés zu dir nach Hause gebracht.
4. Arbeitsplatz vorbereiten
Lerne an einem für dich angenehmen Platz. Das kann der Schreibtisch in deinem Zimmer oder Büro oder der Esstisch sein (wenn nicht gerade deine WG-Kolleg*innen in der Küche am Werkeln sind). Wichtig ist, dass du deine Ruhe hast und nicht abgelenkt wirst. Schalte am besten auch dein Handy aus und lege es in eine Schublade. Hier gilt auch das Sprichwort “A cluttered desk is a cluttered mind”. Räume deinen Lernort also am besten immer nach Benutzung auf, um am nächsten Tag motiviert starten zu können. Das Wegräumen der Lernutensilien hilft dir auch, eine Abgrenzung zwischen Universität/Arbeit und Alltag zu schaffen.
5. Was tun, wenn mal etwas nicht klappen will?
Achte darauf, dir realistische Ziele zu setzen und nicht zu hart mit dir selbst ins Gericht zu gehen, wenn etwas mal nicht klappen sollte. Dabei könnte dir der folgende Satz helfen: “Was würde ich einer guten Freundin oder einem guten Freund raten, wenn er/sie frustriert ist und sich dafür fertigmacht?” Du könntest dir auch Alternativziele für Tage überlegen, an denen nichts weitergeht, deine To-Do-Liste aber unendlich lange ist. So könntest du dich dem Literaturverzeichnis deiner Seminararbeit widmen, anstatt dich mit der Formulierung der Hypothesen weiter zu quälen. Auch kann es hilfreich sein, sich bei der Planung zu überlegen, welche Hindernisse auftreten könnten und welche Gegenstrategien du anwenden kannst. So hast du immer eine Lösung für aufkommende Probleme parat: z.B. Motivationsmangel als Hindernis und die Gegenstrategie: Ich bitte meine Mitbewohner*in, mit mir am Esstisch zu lernen.
6. Dir selbst etwas Gutes tun
Du hast dir einen Satz schon fünf Mal durchgelesen und hast trotzdem kein Wort aufgenommen? Zu allem Überfluss ist auch noch die Waschmaschine kaputt und deine*r Mitbewohner*in grölt laut in der Dusche. Wir kennen das alle. Wenn alles zu viel wird, steh auf und lass deinen Kopf ausrauchen. Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft kann dir dabei helfen, deinen Kopf wieder frei zu bekommen und deine Gedanken neu zu ordnen. Denk auch daran, dir bewusst Pausen zu nehmen, in denen du dir zum Beispiel etwas Gutes zu Essen kochst, eine*n Freund*in anrufst oder dich bewegst.