Im letzten Blogbeitrag zu Resilienz haben wir uns damit beschäftigt, wie dir psychische, soziale und strukturelle Ressourcen dabei helfen können, mit Herausforderungen im Studienalltag besser umzugehen. Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit bzw. innere Stärke, die jede Person trainieren und stärken kann. Im Studium beschränkt sich Resilienz jedoch nicht nur auf den Umgang mit Krisen, sondern zeigt sich auch in täglichen Entscheidungen.
Vielleicht kommen dir einige dieser Gedanken bekannt vor. Wenn sie gehäuft und über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten, können sie Stress auslösen und das Weiterkommen im Studium erschweren – und genau hier kommt die Stärkung deiner Resilienz ins Spiel.
Entscheidungsstärke durch Handlungsfähigkeit
Im Verlauf deines Studiums musst du kontinuierlich Entscheidungen treffen. Diese reichen von der Wahl der Seminare, über die Auswahl eines Themas für die Bachelorarbeit, bis hin zum Beschluss, eine Lehrveranstaltung zu schwänzen, um noch eine extra Schicht im Nebenjob zu übernehmen oder Freund*innen zu treffen. Ein Studium bietet viele Freiheiten und Flexibilität, was jedoch auch zu Unsicherheiten, schlechtem Gewissen und schlussendlich zu Stress führen kann. Gefühle der Überforderung oder das Steckenbleiben in Entscheidungsprozessen sind keine Seltenheit. Um dem entgegenzuwirken ist das Gefühl, handlungsfähig zu sein, ein zentrales Element.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Resilienz keine passive Eigenschaft ist, sondern du sie aktiv durch deine Handlungen gestalten kannst. Die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, ist hierbei eine wesentliche Ressource. Studierende, die sich dieser Fähigkeit bewusst sind, erleben Entscheidungen nicht mehr als bedrohliche Überforderung, sondern als Möglichkeit zur Gestaltung ihrer Studienzeit. Dabei unterstützt dich eine klare Strukturierung deines Entscheidungsprozesses:
- Welche Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden?
- Was hat Priorität?
- Und vor allem: Was kannst du beeinflussen und was nicht?
Kontrolle über deine Reaktionen übernehmen
Manchmal liegt es aber außerhalb deines Einflusses, wie sich äußere Umstände entwickeln – sei es der Aufbau eines Kurses oder unvorhergesehene familiäre oder private Verpflichtungen. Du solltest dir bewusst machen, dass nicht alle Aspekte deines Studienalltags von dir kontrolliert werden können. Was du allerdings immer steuern kannst, ist deine Reaktion auf diese Gegebenheiten. Hier zeigt sich Resilienz in Form von bewusster Kontrolle über die eigenen Handlungen und Reaktionen.
Selbst wenn äußere Umstände nicht veränderbar sind, kannst du entscheiden, wie du auf sie reagierst. Wenn du merkst, dass du etwas nicht beeinflussen kannst, kann Akzeptanz der Situation und der eigenen Grenzen das Mittel der Wahl sein. Dabei sind auch Selbstfürsorge und regelmäßige Erholungsphasen wichtig, da sie das Wohlbefinden und Resilienz fördern. Ein unangenehmes Seminar muss nicht zur mentalen Belastung werden, wenn du Strategien entwickelst, wie du diese Situation für dich positiv umdeutest oder Alternativen suchst. Hier hilft es, sich immer wieder daran zu erinnern, dass du nicht hilflos bist, sondern aktiv die Kontrolle über deinen Umgang mit Stress, Unsicherheiten und Anforderungen übernehmen kannst.
Ein entscheidender Schritt hin zur Resilienz und Handlungsfähigkeit besteht darin, klar zwischen dem, was du kontrollieren kannst, und dem, was du nicht beeinflussen kannst, zu unterscheiden.
Deswegen noch eine kleine Übung zum Abschluss:
Stell dir eine herausfordernde (vergangene) Situation (Studium, Arbeit, Privatleben) vor, in der du dich wie „steckengeblieben“ gefühlt hast.
Schreibe auf, welche Umstände in dieser Situation innerhalb oder außerhalb deiner direkten Kontrolle lagen. Als nächstes, schreib eine Liste mit Aktivitäten auf, über die du direkte Kontrolle hast.
Vielleicht findest du so im Nachhinein Möglichkeiten wie du mit der Situation besser umgehen hättest können und im allerbesten Fall sogar eine Möglichkeit, wie du zukünftig mit ähnlichen Situationen umgehen könntest.