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am 6. April 2020
ungefähr 2 Minuten
Kategorien: Humans of University of Vienna

„Die Krise produktiv nutzen“

„2017 hängte ich meinen Vollzeitjob an den Nagel und studiere seitdem Bildungswissenschaft an der Universität Wien. Bis vor kurzem bestand mein Alltag wochentags darin von meinem Wohnort nach Wien zu pendeln, um dort Lehrveranstaltungen zu genießen. Die Wochenenden verbrachte ich damit, mir mein Leben zu finanzieren, indem ich Berichte für eine Regionalzeitung schrieb. Seit wenigen Wochen ist das alles anders. Nach der Pressekonferenz der Bundesregierung am 11. März trudelte ein Mail des Rektorats der Uni Wien bei mir ein: Der Studienbetrieb wurde auf „digital“ umgestellt. Erstmal änderte sich für mich nicht viel, selbstständiges Erarbeiten von Studieninhalten ist an der Uni ohnehin normal. Für mich gab es sogar einen Vorteil: Drei Stunden Pendeln von und nach Wien fielen weg.

Nach wenigen Tagen wurden alle meine Lehrveranstaltungen auf online umgestellt. Vorlesungen bestehen nun aus dem Lesen von Büchern oder dem Ansehen von Videos, die von den Lehrenden auf die Uni-Lernplattform gestellt werden. In Seminaren gibt es nun mehr Schreibaufgaben, Austausch in Foren, Podcasts und Video-Meetings. Auch ein Referat hielt ich schon in Form eines „Powerpoint-Videos“, was eine sehr interessante Erfahrung darstellte. Die Uni funktioniert für mich also weiterhin gut, etwas beunruhigt bin ich allerdings aufgrund meiner finanziellen Situation.

Da ich erst nach acht Jahren Vollzeitarbeit zu studieren begann, bekomme ich ein „Selbsterhalter-Stipendium“. Da dies kaum zum Leben reicht, arbeitete ich von Beginn an als freie Redakteurin – die Auftragslage hat sich durch die Pandemie aber gehörig verschlechtert. Ich zähle mich jedoch nach wie vor zu den Glücklichen, da mich das Stipendium zumindest meine Fixkosten bezahlen lässt. Viele Menschen haben von heute auf morgen jegliches Einkommen verloren und stehen vor dem Nichts. Die Tatsache, dass Menschen, die in atypischen Beschäftigungsverhältnissen arbeiten, in dieser Krise wieder durch die Finger schauen, macht mich wütend und kämpferisch. Wieder sind es die, die meist ohnehin schon prekär leben, die jetzt noch mehr existenzielle Sorgen haben.

Von meinem Studiengang wurde das Forschungsprojekt „Distanzierung und Solidarität“ ins Leben gerufen, an dem ich mitarbeite und das sich mit den sozialen Dimensionen der Corona-Pandemie befasst. Auch für soziale Ungleichheit hat mich mein Studium in den vergangenen Jahren sensibilisiert. Deshalb beschäftige ich mich im Forschungsprojekt mit Menschen, die sich nun in solch prekären Lebenssituationen befinden. Daran merke ich wieder, wie wundervoll mein Studium ist: Wenn die Krise nicht nur persönlich bewältigt werden muss, sondern produktiv genutzt werden kann, um die Auswirkungen auf Menschen zu untersuchen.“ – Melanie Grubner

Melanie studiert Bildungswissenschaft an der Universität Wien.

 



Human of univie Jakob: KI im Einsatz

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Human of #univie Max: Mit KWA aus Wien nach Harvard

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