„Für die meisten meiner Kolleg*innen war der Karriereweg nach dem Pharmaziestudium mit der Ausbildung zur Apotheker*in klar vorgegeben. Für mich ergab sich aber die Möglichkeit, während meines Diplomstudiums an der Universität Wien mithilfe der Auslandsstipendien Non-EU Student Exchange Program und ERASMUS über das „klassische“ Berufsbild hinauszuschauen. An der University of Ottawa bekam ich einen Einblick in die Gesundheitswissenschaften und an der ETH Zürich arbeitete ich an meiner Diplomarbeit im Bereich Computergestütztes Wirkstoffdesign. Hier entdeckte ich auch meine Begeisterung für die Forschung!
2016 begann ich mein PhD-Studium an der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien und absolvierte Forschungsaufenthalte an der Yale University und der University of Copenhagen. Im Zuge meiner Forschung versuche ich die Interaktionen von Wirkstoffen mit ihren Zielproteinen auf molekularer Ebene aufzuklären. Mein Spezialgebiet ist die Funktion von Neurotransmitter-Transportern im Gehirn zu verstehen. Diese sind wichtige Angriffspunkte für Antidepressiva und mithilfe unserer Computermodelle versuchen wir vorherzusagen, wie diverse Wirkstoffe mit unterschiedlichen Transportern interagieren. Dieses Wissen wird letztlich dazu beitragen bessere Wirkstoffe zu entwickeln.
Im April 2020, mitten in der Covid-19-Krise, fand nun die Defensio zu meiner Doktorarbeit online statt. Gemeinsam mit meiner Arbeitsgruppe übte ich im Vorfeld meinen online Vortrag, nicht nur um den optimalen Kamerawinkel, den besten Hintergrund und die ideale Soundeinstellung herauszufinden, sondern um mich in dieser ungewöhnlichen Situation wohl zu fühlen. Die Technik funktionierte zum Glück am Tag der Defensio perfekt und rückblickend war es eine besondere Erfahrung, weil sich Forscher*innen aus aller Welt zuschalten konnten. Der einzige Wermutstropfen: Im Anschluss der Prüfung konnte ich meine Kolleg*innen, meine Freund*innen und meine Familie nicht in die Arme schließen. (Mehr über Stefanies Defensio online gibt es in einem Beitrag auf Chemistry World zum Nachlesen)
Die Covid-19-Krise hat sicherlich dazu beigetragen, die Arbeit und das Ansehen von Wissenschafter*innen hervorzuheben. Langfristig braucht es jedoch die ausreichende Finanzierung, vor allem für Jungforscher*innen. Ich hoffe, dass die Politik aus dieser Krisenzeit lernt und der zunehmenden Prekarisierung von wissenschaftlicher Arbeit einen Riegel vorsetzt. Persönlich sehe ich meine Zukunft in der Forschung. Ich werde mich daher auch weiterhin dafür einsetzen, dass sich die Rahmenbedingungen vor allem für Frauen und andere marginalisierte Gruppen verbessern.“ – Stefanie Kickinger
Stefanie studierte Pharmazie an der Universität Wien