Ist es legitim Pflanzen genetisch so zu verändern, sodass diese ihre Fähigkeit zur natürlichen Reproduktion verlieren? Stellt das Aussterben einer gesamten Pflanzenart ein moralisches Problem dar? Was macht für eine Pflanze ein gutes, gedeihendes Leben aus? Diesen und andere Fragen des moralischen Umgangs mit Pflanzen widmet sich an der Universität Wien das Forschungsprojekt „New Directions in Plant Ethics“ unter der Leitung von Angela Kallhoff. Im Blogbeitrag berichtet das Projektteam von ersten Ergebnissen zum Thema Pflanzen und Ethik.
Vom traurig dahinvegetierenden Kaktus am Fensterbrett über die gelbblättrige Büropflanze bis hin zu frischem Biogemüse: Pflanzen sind aus urbanen Lebensräumen nicht wegzudenken. Zwar sind nicht alle mit einem sprichwörtlichen grünen Daumen gesegnet, jedoch ist die emotionale Bindung, die viele Menschen zu ihren floralen Mitbewohnern empfinden, nicht zu leugnen.
Eine ähnlich intensive Beziehung, nämlich die zwischen Mensch und Tier, beschäftigt die Ethikdebatte schon seit den 1970er Jahren und hat seitdem zu einem massiven gesellschaftlichen Bewusstseinswandel in den Bereichen Tierschutz, Gesetzgebung und Konsumverhalten geführt. Im Vergleich dazu ist das wissenschaftliche Feld der Pflanzenethik noch kaum bestellt. Tatsächlich sind auch manche EthikerInnen skeptisch, ob und wie sich eine wissenschaftliche Diskussion um den ethischen Umgang mit Pflanzen überhaupt lohnt. Zumeist werden Pflanzen in Diskussionen um Umweltethik oder der Rolle von Ökosystemen schlicht mitgemeint oder sie treten nur als Teil der ästhetischen Naturerfahrung in Erscheinung.
Tatsächlich fällt es zunächst schwer, über Pflanzen in einem moralischen Sinn nachzudenken, denn sie zeigen weder Schmerz oder Emotionen noch scheinen sie irgendeine Form von Bewusstsein zu besitzen. Demgegenüber können Tiere ihr Unbehagen, ihr Leiden oder ihre Freude mit uns teilen und sind daher Gegenstand ethischer Betrachtungen. Bei genauerem Hinsehen lässt sich jedoch feststellen, dass Pflanzen ebenfalls komplexe Wesen sind, die mit der Fähigkeit zur Verteidigung, zur Kommunikation und zur Stresswahrnehmung ausgestattet sind. Es ist daher naheliegend, Pflanzen (analog zu Tieren) in ethische Betrachtungen miteinzubeziehen.
Das Projekt „New Directions in Plant Ethics“: Interdisziplinärer Austausch zu Pflanzen und deren Ethik
Im Zuge des Projekts wurde neben wissenschaftlichen Fachtagungen auch ein interdisziplinärer Sammelband mit Beiträgen zur Pflanzenethik erstellt. Als erste maßgebliche Publikation zu diesem Thema bietet sie interessierten LeserInnen einen kompakten Überblick über wesentliche Strömungen dieses noch jungen Forschungsfeldes. Dieses Buch, „Plant Ethics: Concepts and Applications“, zielt darauf ab, eine philosophische Diskussion zu eröffnen, die diese Lücke füllen könnte. Das Buch untersucht Themen der Pflanzenontologie, Pflanzenethik und der Rolle von Pflanzen und deren Kultivierung in verschiedenen Anwendungsbereichen. Es erforscht und entwickelt wichtige Konzepte, um pflanzenbezogene philosophische Fragen genau zu formen und zu formulieren – einschließlich neuer Ideen, wie man moralische Fragen angeht, wenn man sich in konkreten Szenarien mit Pflanzen konfrontiert sieht. Dieser herausgegebene Band vereint zum ersten Mal in einem interdisziplinären Sinn zeitgenössische Ansätze zur Pflanzenethik von international anerkannten WissenschafterInnen.
Das Projekt versucht im interdisziplinären Austausch mit nationalen und internationalen KollegInnen eine Debatte um den ethischen Status von Pflanzen anzustoßen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Dabei sind besonders Fragen nach ökologischer Gerechtigkeit, der Klimadebatte und dem Aufbau politischer Institutionen von Bedeutung. Nach fünfjähriger Laufzeit wird das Projekt im Oktober 2019 mit der zweitägigen Abschlusskonferenz „GREENTOPIA: Ideas, Concepts & Institutional Proposals“ gebührend verabschiedet. Dabei werden neben bekannten ForscherInnen aus den Bereichen der Philosophie und Ökologie auch Beiträge von zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Fridays For Future Austria zu hören sein. Im Fokus steht dabei vor allem das interdisziplinäre Entwickeln neuer Zukunftsperspektiven für das Zusammenleben von Mensch, Natur und Umwelt. Der Begriff „Greentopia“ dient dabei für PhilosophInnen, Sozial- und NaturwissenschafterInnen sowie PolitikwissenschafterInnen und ÖkonomInnen als Überbegriff für jene Art innovativer, umweltfreundlicher Konzepte, die im Rahmen der Veranstaltung erarbeitet werden sollen. Dabei stehen sowohl Grundsatzdiskussionen als auch konkrete praxisnahe Lösungsvorschläge im Fokus der Konferenz.
Das gesamte Projektteam ist derzeit mit der intensiven Vorbereitungsphase beschäftigt, um BesucherInnen und Vortragenden den gemeinsamen Gedankenaustausch auf höchstem akademischem Niveau zu ermöglichen. Das Team legt dabei auch besonderen Wert auf schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und möchte den ökologischen Fußabdruck bei Catering, Werbung und Ausstattung so gering wie möglich halten. Wir, das Projektteam, möchten alle Studierenden herzlich dazu einladen unser liebgewonnenes Projekt nun schlauen Köpfen aller Fachrichtungen zu übergeben.
📌 Veranstaltungshinweis: Interdisciplinary Conference GREENTOPIA: Ideas, Concepts & Institutional Proposals. 11. & 12. Oktober 2019, Raum 3D und 3F, NIG, Universitätsstraße 7, 1010 Wien. Eine Übersicht über das Programm der Greentopia-Konferenz findet ihr auf der Website.
Dieser Blogbeitrag ist wie eine Mischung aus Abenteuerroman und Wissenschaftsthriller – man kann förmlich die Hitze der Lava spüren und den Schwefelgeruch in der Luft riechen! Was mich besonders fasziniert: Wie habt ihr es geschafft, trotz des stürmischen Wetters und der unvorhersehbaren Naturkräfte, so viel wissenschaftliche Präzision und Akribie in eure Beobachtungen zu legen? Welche Herausforderung war für dich persönlich die größte auf dieser Reise?
Zu meiner Zeit hat es soetwas leider noch nicht gegeben. Super, dass das noch dazu auch noch überparteilich ist. Klimaschutz ist die wichtigste Überlebensfrage unserer Zeit. Ewiges Wachstum gibt es nicht. irgendwann ist es vorbei. Der Kapitalismus wird fossil dominiert bleiben. So kann es nicht weiter gehn.