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am 2. Mai 2019
ungefähr 4 Minuten
Kategorien: Humans of University of Vienna

Beruf und Studium: Funktioniert das überhaupt?

„Welchen Weg soll ich im Leben einschlagen? Was soll ich machen und wo beginne ich?

Auf diese Fragen eine Antwort zu finden, fiel mir – wie wohl jedem/r anderen auch – nicht leicht. Eines wusste ich: Mein Wunsch war es immer schon, in der Kommunikationsbranche tätig zu sein. Die Welt der Werbung hat mich schon immer fasziniert. Wenn es um diesen Berufsweg geht, so ist ein Studium an einer Universität nicht unmittelbar die Voraussetzung. Warum dann ein Studium und warum gerade Kommunikation?

Kommunikation ist für mich der Ursprung aller zwischenmenschlicher Beziehungen. Ich bin in Wien geboren, stamme jedoch ursprünglich aus der Türkei. Also eine richtige Melange. Ich lernte früh, mich zwischen unterschiedlichen Kulturen zu bewegen. Kommunikation kann zwischen zwei Personen Klärung und Orientierung schaffen, aus gesellschaftlicher Perspektive generiert sie Öffentlichkeit. Diese wiederum ist ein Träger für Humanismus und Aufklärung, aus denen liberal-demokratische Gesellschaften entstehen. Freiheit ist für mich eines der wichtigsten Güter und diese entsteht erst durch die Freiheit und die Möglichkeit, miteinander kommunizieren zu können. Österreich und Europa leben diese Werte! Hier ist Rede- und Meinungsfreiheit als demokratisches Grundrecht in der Verfassung verankert.

Brauche ich diese Denkansätze nun für mein Berufsleben?

Diese Frage ist vielleicht nachher anders zu beantworten. Das Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften ermöglichte mir primär Bildung und nicht eine (Berufs)-Ausbildung. Ich beschloss daher, beides zu machen. Nach meinem Bachelor-Studium ging ich meinem Berufswunsch nach, heuerte Vollzeit in einer Werbeagentur an und setzte mein Magisterstudium an der Universität Wien fort. Berufsbegleitend zu studieren wird sicher unmöglich, dachte ich mir. Ja, einfach war es sicherlich nicht – noch dazu, wo ich beruflich bis heute häufig im Ausland bin. Trotzdem konnte ich beides ideal verknüpfen. Ja, es war alles andere als einfach. Man muss schon klare Ziele haben, um durchzuhalten. Früh aus dem Bett, ins Büro, dann noch in die Bibliothek, um zu lernen, dann wieder arbeiten. Auf Dienstreisen im Hotel Seminararbeiten schreiben und am Flughafen Literaturrecherche. Wie das geht? Digitale Technologien machen es möglich. Ich denke bis heute daran, wie ich den letzten Teil meiner Magisterarbeit im Flieger beendet habe. Ich musste mich dabei täglich neu überwinden, hatte zwischendurch auch meine Zweifel und dachte mir: Wozu das Ganze? Es war letztlich die Freude über die Teilerfolge, das Weiterhanteln von Prüfung zu Prüfung und das Beenden der Magisterarbeit.

Mir Wissen anzueignen, die Freiheit zu denken und Sachverhalte kritisch zu hinterfragen, das und vieles mehr lehrte mich das Studium. Ich erinnere mich noch an Vorlesungen zu Gesellschaftsdiagnosen, Neurowissenschaften und Marketingpsychologie. Das hat mir ziemlich die Augen geöffnet, meinen geistigen Horizont erweitert und mich inspiriert. In solchen Momenten hat sich die Mühe wieder ausgezahlt. Eigeninitiative und Selbstorganisation braucht es dazu schon. Doch an der Universität Wien fühlte ich mich gut aufgehoben. Das Angebot war hervorragend, und ich konnte Lehrveranstaltungen, Seminare und Vorlesungen auch während meiner Berufsausübung besuchen. Im Übrigen habe ich auch mein Studium ohne Hindernisse abschließen können. Es mag zwar viele Studierende geben – ich konnte mich ohne weiteres zu jeder Lehrveranstaltung anmelden. Ich habe auch viele neue Freundschaften geschlossen.

Doch eine Frage tat sich während des Studiums noch auf: Wie gestalten wir unsere Zukunft?

Megatrends wie Urbanisierung, Globalisierung, Neo-Ökologie, Konnektivität und letztlich die Digitalisierung haben einen gesellschaftlichen Wandel hervorgebracht. Sie bilden die Herausforderungen unserer heutigen Zeit. Um diese Tiefenströmungen des Wandels als Chance und nicht nur als Gefahr zu sehen, braucht es Bildung. Allein so können wir auch im globalen Wettbewerb bestehen. Nur eine Gesellschaft, die denkt, sich fortbildet, der Wissenschaft und ihrer Forschung vertraut, bleibt auch eine freie, demokratische Gesellschaft. Das sind – neben Zeit und der Freiheit der Kommunikation – kostbare Güter. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Bildung – wenn man möchte – nahezu jeder/m zur Verfügung steht. Nutzen wir doch diese Chance.“ – Isilay Güley

Isilay hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert.

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