„‚Wer heute noch Lehrer*in wird, muss verrückt sein.‘ – dieses Fack ju Göhte Zitat hallt auch acht Jahre später immer noch in mir nach. Zurecht? Man muss schon ein wenig verrückt sein, den An- und Herausforderungen des schulischen Alltags mit Ausdauer und Hingabe standzuhalten. Man muss auch etwas verrückt sein, um Schüler*innen und Eltern mit einer gut dosierten Portion Humor und Schlagfertigkeit zu begegnen. Kurzum: Ja, ich denke ein gewisses Maß an Verrücktheit macht den Lehrberuf gerade aus.
Als ich mich 2016 für das Lehramtsstudium Englisch und Psychologie und Philosophie (kurz PuP) inskribiert habe, stand vor allem ein Gedanke im Vordergrund: ich möchte unterstützen, begleiten, teilen. Dieser Wunsch hat auch mein Interesse am Schreibmentoring geprägt. Im Laufe meiner Karriere als Sprachwissenschaft-, Bildungswissenschaft,- und aktuell Lehramtsmasterstudentin habe ich das wissenschaftliche Schreiben in dessen buntesten Facetten kennengelernt. Die Angst vieler Studierenden davor kann ich nachvollziehen, ist es doch noch viel zu oft der Fall, dass Unsicherheit, Unwissenheit und Unmut zu Lasten von Motivation und Freude gehen.
Wissenschaftliches Arbeiten kann sogar Spaß machen, wenn das nötige Rüstzeug vermittelt wird. Diese Auffassung teile ich mit meinen Mentoringkolleg*innen. Wir sind uns sicher, dass wissenschaftliches Schreiben ein Handwerk ist, das erlernt werden kann und kontinuierlicher Übung bedarf. Im Schreibmentoring des CTL (Center for Teaching and Learning) vertreten wir den Ansatz, dass das Schreiben ein Prozess ist, bei dem es erlaubt ist, zu irren, anzustehen und so oft wie nötig einen Schritt zurückzumachen. Einen Satz, den ich gerne und oft an Mentees aller Studienrichtungen weitergebe ist jener von Anne Lamott: ‚All good writers write shitty first drafts.‘ Meiner Meinung nach ist ein Kernpunkt des prozessorientierten Schreibens und gleichzeitig ein Problem vieler Studierenden, von Anfänger*innen bis hin zu Masterstudierenden, der Irrglaube, eine Arbeit bestenfalls in einem Stück und von Beginn an in perfekter Wissenschaftssprache zu Papier bringen zu müssen. Auch ich bin diesem inneren Druck lange Zeit unterlegen – bis ich Schreibmentorin wurde. Ich kann das Schreibmentoring deswegen jeder Person ans Herz legen, die sich im Vorangegangenen wiederfindet sowie einen Raum für kollegial-wertschätzenden Austausch und bedürfnisorientierte Beratung sucht.“ – Carina Goisser
Carina studiert Lehramt an der Universität Wien und gibt ihr Wissen als Schreibmentorin am Center for Teaching Learning weiter.
Dieser Beitrag wurde im Mai 2021 veröffentlicht.