„‚Das heißt, du wirst Politiker?‘ ist wohl die erste Frage, die man sich als Student der Politikwissenschaft regelmäßig gefallen lassen muss. Es dauert dann meist eine Zeit, bis verstanden wird, dass es sich dabei ganz und gar nicht um eine parteiliche Kaderschmiede handelt. Politikwissenschaft ist die wissenschaftliche Analyse der Organisation einer Gesellschaft, der Verteilung von Macht und lokaler und globaler Formen politischer Zusammenhänge. Die behandelten Forschungsthemen sitzen oftmals im Herzen unserer Demokratie. Viele Absolvent*innen der Politikwissenschaft arbeiten im Journalismus (z.B. Armin Wolf ist Politologe), bei NGOs, Ministerien, Unternehmen, internationalen Organisationen sowie in der Beratung und Forschung.
Von österreichischer politischer Geschichte bis zu sozialen Bewegungen in Lateinamerika, von der Wahlforschung bis zur politischen Philosophie und Diplomatie, bietet das Studium an der Universität Wien einen breiten Mix an verschiedenen Themen, auf die man sich nach Lust und Laune spezialisieren kann. (siehe auch dieses Video von einem Studienkollegen) Mich selbst faszinierte zuletzt vor allem „Democratic Backsliding“, ein Forschungsansatz, der vergleichend die schrittweise Unterwanderung demokratischer Institutionen analysiert (wie z.B. derzeit in Ungarn).
Eine der prägendsten Erfahrungen meines Studiums war außerdem die Möglichkeit, zwei Semester an der renommierten Pariser Universität Sciences Po zu studieren. Ein Erasmus-Stipendium ermöglichte mir auch ein Sommerpraktikum bei UNESCO. Außerdem gründete ich mit einigen Mitstudierenden die englischsprachige Debating Society University of Vienna am Institut für Politikwissenschaft, um wöchentlich aktuelle politische und soziale Themen zu debattieren.
Derzeit wirke ich außerdem als Studienassistent am Austrian Corona Panel Project mit, um soziale und politische Folgen der Corona-Krise zu erforschen. In dieser interdisziplinären Längsschnittstudie werden jeden Monat eine repräsentative Gruppe von Menschen in Österreich zu ihren Meinungen und Eindrücken während der Corona-Krise befragt.
Dabei kann man z.B. das Vertrauen in die Regierung bzw. in die Corona-Maßnahmen im Zeitverlauf messen. Ich betreue dabei unter anderem den Corona-Blog der Universität Wien, wo jede Woche Analysen von Forscher*innen veröffentlicht werden. Diese Arbeitserfahrung erlaubt es mir, einen tiefen Blick in die praktische Ausführung von Studien und den sozialwissenschaftlichen Forschungsalltag zu werfen.“ – Markus Pollak
Markus Pollak studiert Politikwissenschaft an der Universität Wien.