„Die Frage ‚Was ist Chemie eigentlich genau?‘ verfolgt mich bereits seit dem ersten Tag meines Studiums und wenn mich jemand danach fragt, muss ich doch immer wieder kurz darüber nachdenken. Mit der Beantwortung könnte man zweifellos Stunden verbringen, da Chemie in all ihren Disziplinen, von den Grundlagen über Analytik und Synthese, bis hin zur Biochemie, sehr facettenreich ist. Kurz beantwortet: Chemie ist die Lehre der Elemente. Wie verhalten sich diese? Was können sie? Und fast noch wichtiger: Wie bringe ich sie dazu, das zu machen, was ich möchte?
Ich forsche in der Arbeitsgruppe für organische Synthese. Unser Ziel ist es, neue Synthesewege für organische Moleküle zu entdecken. Das sind Moleküle, die vorwiegend auf Kohlenstoff basieren, doch Ausnahmen gibt es natürlich immer: Auch Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel, Halogene und Wasserstoff sind häufige Vertreter in unserer Disziplin.
Meine Begeisterung für dieses Teilgebiet der Chemie kommt von der Art und Weise, wie an Probleme herangegangen wird. Das Zielmolekül, welches man herstellen will, und den Weg dorthin zu finden, gleicht einem Rätsel: Welche Chemikalien müssen zugesetzt werden, um die gewünschte Transformation zu erreichen? Wie kann zusätzlich ein hoher Reaktionsumsatz geschaffen werden? Und wie funktioniert die Synthese möglichst ressourcenschonend ohne unerwünschte Nebenprodukte?
Diese und noch viele weitere Fragen müssen wir uns bei jeder einzelnen Synthese stellen und so stehen wir vor immer neuen Rätseln, die wir möglichst elegant zu lösen versuchen. Mein momentanes Rätsel, mit dem ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit beschäftige, dreht sich um Amidbindungen. Man bezeichnet ein Molekül als Amid, wenn genau jenes Strukturelement, bei dem ein Kohlenstoffatom doppelt mit einem Sauerstoff und einfach mit einem Stickstoff gebunden ist, darin vorhanden ist. Ich gebe ein sehr starkes Elektrophil zu meinen Amiden, welches damit interagiert und diese zu reaktiven Verbindungen macht. Diese entstehende Zwischenstufe bringe ich dann schlussendlich mit weiteren Chemikalien zur Reaktion. Ich erforsche noch ganz unbekannte Reaktionen und teste sie an vielen verschiedenen Ausgangssubstanzen, es bleibt also spannend, wohin der Weg uns führen wird.“ – Sebastian Heindl
Sebastian studiert Chemie an der Universität Wien.