„In einem Umzugskarton habe ich neulich meinen alten Studentenausweis wiedergefunden. ‚Schon krass‘, denke ich, als ich das Foto sehe. Ein junges Ich mit langen Haaren, wildem Bart und Piercing lächelt mir entspannt entgegen. Fast zehn Winter- und Sommersemester sind seitdem vergangen. ‚Schon krass‘, dass ich jetzt schon mein zweites Studium hier absolviere, oft ein Hemd trage und – immer frisch rasiert – nebenbei in einer Kanzlei arbeite.
Als ich nach der Schule nach Wien kam, habe ich mit Kultur- und Sozialanthropologie begonnen: Ein Doppel-oder Parallelstudim mit Jus habe ich mir schon damals vorgenommen. ‚Aber ist das für mich machbar?‘, fragte ich mich. Geduldig habe ich einige Semester gewartet, bis ich so weit war. ‚Schon krass‘ war das eine Jahr, in dem ich nicht nur meinen Bachelor in KSA gemacht, sondern auch die schwere StEOP der Rechtswissenschaften bestanden habe. Daneben, dazwischen und irgendwie gleichzeitig sind sich sogar ein Umzug und ein Urlaub ausgegangen. Viele, viele Stunden habe ich in dieser Zeit im Lesesaal verbracht, viele Ringblöcke voll-, viele Kugelschreiber leer geschrieben.
Man hat in dieser ganz besonderen Zeit oft das Gefühl, dass alles stillsteht, dass nichts weitergeht: Jeden Tag derselbe Lesesaal, jedes Semester dieselben Seminarräume, immer wieder Semesterticket kaufen, Kurse wählen und ECTS-Pläne schmieden. Aber wenn ich so meinen alten Studienausweis anschaue, dann merke ich, wie sich seitdem fast alles rasant und stetig geändert hat. Im Rückblick war es eine abwechslungsreiche und sehr bewegte Zeit.
Zu Beginn des ersten Studiums ging ich noch selten zu den Vorlesungen am Vormittag, feierte auch montags oder mittwochs und eigentlich ständig irgendwelche Geburtstage, WG-Einweihungen oder einfach meine Unabhängigkeit.
Vor zwei Jahren dann, als ich kurz vor Abschluss meines ersten Studiums stand, da hat sich so einiges, allerdings allmählich und fast unbemerkt, geändert: Tagsüber saß ich im Lesesaal vor einem Berg von Büchern und tippte meine Seminararbeit über Voodoo in einen Computer ein, las von fremden Völkern und exotischen Bräuchen. Abends dann, da setzte ich mich auf den Balkon meiner alten WG und vertiefte mich in die Einführungsskripten der Rechtswissenschaften. Das Eine wurde zur ‚Auszeit‘ vom Anderen und ich zum Vollzeit-Studenten.
Irgendwann im Sommer legte ich meine letzte KSA-Prüfung ab und war dann plötzlich voll und ganz Jus-Student! Müsste ich meinen ersten Eindruck mit einem Wort beschreiben, so war der Übergang von KSA zu JUS wohl ein ‚Kulturschock‘.
Mittlerweile habe ich mich aber sehr gut eingelebt, lerne viel und begeistere mich jedes Semester aufs Neue.
Ich möchte eines Tages Rechtsanthropologe werden, oder zumindest in diesem Bereich publizieren. Der Weg dahin ist sicher noch lange und schwer – aber ich habe mich schon einmal selbst überrascht und bin mir sicher, dass es ein zweites oder drittes Mal auch noch klappt!“ – Richard Bonomo
Richard studiert Rechtswissenschaften an der Universität Wien.
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