Schreiben lernen ist ein Entwicklungsprozess. Mit Feedback und persönlicher Betreuung könnt ihr eure Schreibkompetenzen stetig verbessern. Nina ist Schreibmentorin an der Uni Wien und hilft Studierenden beim Schreibprozess von wissenschaftlichen Arbeiten. Was Schreibmentoring ist und wie auch ihr Mentor*innen werden könnt, erfahrt ihr im Blogbeitrag.
Der Weg zur Schreibmentor*in
Knapp ein Jahr später darf ich nun auf eine außergewöhnlich spannende Zeit zurückblicken. Als ich mich für das Schreibmentoring-Programm bewarb, war ich mir nicht sicher, ob ich den Anforderungen gerecht werden würde. Zwar hatte ich an schriftlichen Arbeiten schon immer Spaß – meistens jedenfalls – allerdings kannte ich lediglich einen etwas „trockenen“ Zugang zum wissenschaftlichen Arbeiten. Meine Hauptmotivation lag also darin, eine frischere Perspektive aufs wissenschaftliche Schreiben zu gewinnen. Aber war ich der Aufgabe gewachsen, meine Kolleg*innen im wissenschaftlichen Schreiben anzuleiten?
Schon bald war klar, dass alle Sorgen und Zweifel völlig umsonst gewesen waren! Von Einheit zu Einheit wächst man in seine Rolle als Coach für Studierende hinein. Ganz nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, werden im Schreibmentoring prozessbegleitende Fertigkeiten, Tipps und Tricks vermittelt, die dabei helfen, den Weg zur fertigen Arbeit zu gehen. Im Rahmen einer lockeren Atmosphäre begegnen Studierende (Mentees) und Schreibmentor*innen einander auf Augenhöhe und erarbeiten ihre Ziele gemeinsam Schritt für Schritt.
Schreibmentoring mit anderer Erstsprache als Deutsch
Eine besonders schöne Erfahrung habe ich in meinem zweiten Semester als Schreibmentorin am Institut für Kunstgeschichte gemacht. Ich stand vor einer Herausforderung, da ich erstmals mit einer Gruppe zu tun hatte, in der die Hälfte der Mentees eine andere Erstsprache als Deutsch hatten. Die anfängliche Befürchtung, der Situation nicht gewachsen zu sein, hat sich schnell in Luft aufgelöst! Mit viel Teamgeist und Engagement von allen Seiten ist es gelungen, im Laufe des Semesters Fortschritte zu machen, die ich selbst zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Fazit: Wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, kann man trotz sprachlicher Barrieren wahrlich Berge versetzen.
Das könnt ihr vom Schreibmentoring mitnehmen
Wenn ihr mich fragt, warum es sich gelohnt hat, Schreibmentor*in zu werden: Neben wertvollen Fachkenntnissen habe ich vor allem gelernt, beim Anleiten einer Gruppe konsequent, kooperativ und spontan im Team zu agieren. Ein großer Freiraum im eigenen Tun hat viel Platz für Kreativität und Arbeitsgeist geschaffen. Durch den Austausch mit Studierenden aus meist „fremden“ Fachrichtungen, wurde ich zur Selbstreflexion angeregt und konnte meine Schreibgewohnheiten besser einordnen und entwickeln. Kurz gesagt: Das Schreibmentoring ist ein Geben und Nehmen!
Aus tiefster Überzeugung kann ich deshalb insbesondere Bachelor-Studierenden nur empfehlen, Schreibmentor*in zu werden. Es vereint Theorie und Praxis auf eine – für ein Studium unübliche – Art, aber das macht sich in jedem Fall bezahlt, weil man davon in vielerlei Hinsicht profitiert! Für mich hat sich daraus sogar die Möglichkeit ergeben, erste berufliche Erfahrungen zu sammeln, die ich seit mittlerweile einem Jahr als Schreibassistentin am CTL (Center for Teaching and Learning) vertiefen kann. Vielleicht begegnen wir uns sogar einmal in einer Schreibberatung!