Weil der Lehrbetrieb der Universität Wien auf digital umgestellt wurde, mussten die Geograph*innen Anna, Uli und Christian kreativ werden, um ihre geplante Exkursion doch noch abhalten zu können. Im Blogbeitrag erzählen sie, wie sie ihre Lehrveranstaltung an die Situation angepasst haben.
„Für uns, Anna, Uli und Christian, ist die Projektexkursion zum Thema „Drohnen und bildbasierte 3D Modellierung“ am Institut für Geographie und Regionalforschung unsere erste eigenverantwortliche Lehrveranstaltung.
Im Waldviertel sollten dabei mit Drohne und Kamera Aufnahmen einer Ruine gemacht werden, um daraus am PC 3D-Modelle zu erstellen, Firmenbesuche hätten zusätzlich Einblicke in die Praxis geben sollen. Anfang März saßen wir zur Vorbereitung für die am nächsten Tag stattfindende Vorbesprechung zusammen, als die ersten Gerüchte von einer Umstellung des Lehrbetriebs auf digital eintrudelten. Im Laufe des Tages verdichteten sich die Infos – zu Treffen mit den Studis würde es wohl in nächster Zeit nicht kommen. Bald stellte sich heraus, dass auch die Projektexkursion in der geplanten Form nicht stattfinden kann. Aber davon ließen wir uns nicht entmutigen, als Geograph*innen können wir einfach den Maßstab ändern. Wir stellten auf „Home Excursion“ um.
Den Maßstab einfach ändern
Es hieß, die Präsenzlehre wird bis Ostern eingestellt. Auf der Uni konnten wir die Vorbesprechung somit nicht machen, doch diese mit ein paar Abstrichen online abzuhalten, schien uns realisierbar. Unsere Exkursion war für 14. – 17. April geplant – würde also nach ersten Informationen noch stattfinden. Hoffnungsvoll arbeiteten wir den Theorieinput um, stellten Literatur zusammen, erweiterten unser methodisch-didaktisches Spektrum und machten Screencasts. Als wir die Einzahlungsinfos mit Bitte um Überweisung ausschicken und die Situation noch immer ungewiss war, wurde uns schon mulmig zu Mute.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Zuwarten. Wir bekamen einen Anruf von der Unterkunft im Waldviertel: „Wir werden uns wohl nicht sehen, im April“ – nein, daran glaubten wir mittlerweile auch nicht mehr. Die Stornierung des Gasthauses fixiert, was wir eigentlich schon wussten. Wir mussten handeln, denn schnell war klar – Lehrveranstaltungen ausfallen lassen geht nicht, Kompensationsleistungen mussten her.
Exkursion einmal anders
Wir fragten uns: Wie schaffen wir es, die Studienziele der Projektexkursion trotzdem zu erreichen? Am 31. März sagen wir die Exkursion in der geplanten Form, aber mit neuen Ideen im Gepäck, ab:
Die geplanten Referate umzustellen, war leicht – auch die Studis sollten ihr Methodenspektrum erweitern und Paper mit selbstgemachten Videos vorstellen. Die Firmenbesuche müssen wir ausfallen lassen – dachten wir. Schnell kam von Ekrem Canli, unserem Kontakt bei der Strabag, das Angebot, einen Online-Vortrag zu halten. Wir freuten uns und hielten ein digitales Meeting ab. Auch das Projekt umzustellen, war machbar. Und hier kommt der Maßstab ins Spiel:
Was im Feld auf drei Hektar funktioniert, geht auch im Wohnzimmer auf drei Quadratmetern. Und für die 3D-Modellierung reichen die Fotos eines Smartphones. Die Studis sollten eine Miniaturlandschaft bauen, diese entsprechend einem angepassten Aufnahmeplan fotografieren und zu einem digitalen 3D-Modell verarbeiten. Um die Aufgabenstellung nicht zu trocken zu gestalten, haben wir ein Videotutorial gebastelt:
Mitte April trudelten tolle Referatsvideos ein, die Studis haben sich Mühe gegeben. Es war angenehm, in einer isolierten Situation endlich Resonanz zu bekommen. Im asynchronen Home Teaching hatten wir oft das Gefühl, nur Infos in den Äther zu katapultieren und niemanden zu erreichen.
Bis voraussichtlich 30. Juni 2020 findet der Lehrbetrieb an der Universität Wien aufgrund von SARS CoV-2 digital statt.
Was das bedeutet, wie wir die Zeit daheim bestmöglich nutzen und gemeinsam meistern können, erfahrt ihr im Info-Hub für Studierende.
Die neuen Methoden machten zunehmend Spaß. Traurig war aber, dass die soziale Komponente im neuen Format verloren ging. Wir kreierten einen Exkursionshashtag – #uavly – und ermuntern die Studis, Bilder aus dem „digitalen Studieren“ mit dem Hashtag in sozialen Medien zu posten, zusätzlich richteten wir auch eine Bilderordner auf Moodle ein. Aktuell sind wir damit mäßig erfolgreich – außerhalb der LV-Leitung ist bis jetzt noch niemand aufgesprungen.
Hoffentlich können wir im Herbst eine Nachbesprechung mit den Studis machen. Irgendwo in einem Park, mit jeweils einem Meter Abstand, und zum Spaß eine Runde mit der Drohne fliegen.“