Rudolf Vetschera lehrt Betriebswirtschaft am Institut für Business Decisions and Analytics der Universität Wien und setzt dabei schon länger auf digitale Unterstützung. Im Blogbeitrag erzählt er, wie er in Zeiten von digitalem Studieren Tools wie Online-Quizzes, Screencasts und Chats nutzt, um mit seinen Studierenden bestmöglich in Kontakt zu bleiben.
Einführungsveranstaltungen in der Betriebswirtschaftslehre zählen in vielen deutschsprachigen Universitäten zu den typischen Massenveranstaltungen. Auch die Universität Wien ist da keine Ausnahme. Um die zahlreichen Studierenden mit ergänzendem Lehrmaterial zu versorgen, haben wir schon früh auf das Internet gesetzt. Noch bevor universitätsweit Lernplattformen eingesetzt wurden, haben wir Folien und Skripten auf der Homepage zum Download bereitgestellt, das wurde dann auch auf die diversen Lernplattformen weiter übernommen. Sonst war die Lehrveranstaltung aber weiterhin als Vorlesung für die Präsenzlehre konzipiert. Komplexere Modelle habe ich schrittweise in der Vorlesung an der Tafel entwickelt, die Folien enthielten dann nur die optisch besser aufbereitete Zusammenfassung und Endresultate.
Online und präsent
Eigentlich war der Plan, im Sommersemester 2020 stärker interaktive Formen wie Pop-up Quizzes über Moodle während der Präsenzveranstaltung einzubauen, um zusätzliche Anreize zur aktiven Teilnahme zu setzen. Nach der ersten Veranstaltung im Sommersemester war die Präsenzlehre aber aufgrund von SARS CoV-2 schon zu Ende. Also habe ich die Lehrveranstaltung komplett auf digitales Studieren umgestellt.
Wegen der großen Teilnehmer*innenzahl schied eine direkte Video-Lösung aus, als Alternative kamen für mich daher Screencasts in Frage. Zwei Dinge waren von Anfang an klar: Die bisher benutzten Folien waren dafür bei weitem nicht ausreichend, es mussten viel mehr Details und Zwischenschritte visuell präsentiert werden, um die Studierenden optimal zu unterstützen. Anstatt 90-minütigen Screencasts, habe ich den Stoff in kleinere, inhaltlich abgegrenzte Einheiten von 15-30 Minuten zerlegt. Dieses Format ist bei den Studierenden gut angekommen. Allerdings erfordert eine solche Einheit mit Neugestaltung der Folien, Aufnahme und Video-Nachbearbeitung mehrere Stunden Aufwand.
„Flipped Classroom“ für die Zukunft
Mit den vorbereiteten Pop-up Quizzes zu je sechs Multiple-Choice Fragen in Moodle war ein gutes Instrument gegeben, um den Lernfortschritt zu beobachteten und diesen auch den Studierenden selbst zu zeigen. Der ursprüngliche Plan, die Lösungen in der Stunde zu diskutieren, war nicht so leicht ins Digitale zu übertragen. Daher haben wir ein Format entwickelt, Feedback schriftlich via Moodle zu geben. Dazu werden die Antworten der Quizzes insgesamt ausgewertet, es werden besonders häufige falsche Antworten identifiziert und im Feedback versuche ich, speziell auf diese falschen Antworten einzugehen und aufzuklären.
Um aber auch Interaktivität zu steigern, gibt es zusätzlich regelmäßige Chats in Moodle. Normalerweise besteht der Mix in diesen Chats aus ca. einem Drittel Fragen zum Stoff und zwei Drittel organisatorischen Fragen, vor allem zu Prüfungsmodalitäten. Das ist übrigens sehr ähnlich zu den Fragestunden in Präsenzlehrveranstaltungen. :-)
Die erstellten Screencasts sind sicher eine gute Investition und geben auch in Zukunft die Möglichkeit, noch stärker auf „flipped classroom“ zu setzen. So können die hoffentlich bald wieder möglichen Präsenzeinheiten verstärkt für Diskussion und weniger zur direkten Wissensvermittlung genutzt werden.