Masterarbeit kurz gefasst: Johannes studierte Soziologie an der Universität Wien und pitchte seine Masterarbeit vor Studierenden und potentiellen Arbeitgeber*innen. Klingt aufregend? Ist es auch. Das nächste Pitch-Event von Uniport findet am 16. Juni statt – dieses Mal online!
114 Seiten Masterarbeit, zusammengefasst und präsentiert in – zeitlich mitgestoppten – drei Minuten. Das Publikum: Studierende, Lehrende und Arbeitgeber*innen aus Statistik, Markt- und Sozialforschung. Selbst nach neun Jahren an der Universität Wien war das eine außergewöhnliche Aufgabe, die mir am Ende meines Soziologie-Studiums beim „Brunch & Pitch von Uniport“ bevorstand. Der Andrang war ausgesprochen rege, handelte es sich doch um die erste „Pitch“-Veranstaltung, die an der Universität Wien über die „Bühne“ ging.
In der Vorbereitung darauf haben mir vor allem zwei Gedanken geholfen: Erstens versuchte ich mich bestmöglich in die Köpfe meiner Zuhörer*innen hineinzuversetzen. Nur so kann man ungefähr einschätzen, mit welchen Inhalten man das Publikum am besten erreicht. Zweitens gilt, dass auch akademisches Publikum nicht-akademische, natürliche Sprache bevorzugt. Daher versuchte ich mich möglichst wenig professoral auszudrücken. Schließlich hielt ich meine knappe Redezeit fast ein – die drei Sekunden Überziehung wurden mir „vergeben“. Gespräche führte ich anschließend vor allem mit Studierenden, einige von ihnen ließen mir ihre eigenen ethnographischen Abschlussarbeiten zukommen.
Lustig ist, dass ich mein Soziologie-Studium an der Universität Wien ursprünglich gewählt hatte, weil ich dachte, es würde mir in meinem Berufsfeld, dem Journalismus, weiterhelfen. Nun war es genau umgekehrt, der Blick für das Wesentliche, den ich im Journalismus, etwa beim Texten von Kurznachrichten, geschult hatte, half mir nun beim „Pitchen“.
In meiner Masterarbeit habe ich mich mit den Prozessen der Bildung kollektiver Identität innerhalb der Identitären Bewegung Österreichs beschäftigt und auch hier war meine journalistische Vorerfahrung hilfreich: Wissenschaftlich-ethnografische Feldforschung und Reportagen haben zumindest stellenweise Überschneidungen, etwa den direkten Kontakt zum „Feld“. Ich hoffe, mit meiner Masterarbeit andere Studierende motivieren zu können, ebenfalls Feldforschungen durchzuführen. Diese machen ja leider nur mehr einen geringen Anteil an den soziologischen Abschlussarbeiten aus. Von allen methodischen Ausrichtungen und Paradigmen finde ich die Ethnologie besonders spannend, weil man methodisch vielfältig und kreativ arbeiten kann (siehe die Pionierstudie „Die Arbeitslosen von Marienthal“) und weil viele Dimensionen sozialer Dynamik am lebendigsten einzufangen sind, wenn man als Forschende*r selbst „dabei“ ist.