Die Aula des Juridicums öffnet am 6. Dezember 2019 ab 11:00 Uhr ihre Tore für NGOs und zivilgesellschaftliche Plattformen. Das Forum kritischer Jurist*innen lädt zum Infotag „Recht Engagiert“. Hier können sich Studierende und Absolvent*innen mit erfahrenen Praktiker*innen aus dem Bereich der Menschenrechte, des Umweltrechts, des Diskriminierungsschutzes und vielem mehr über alternative Berufsmöglichkeiten sowie über zivilgesellschaftliches Engagement durch Recht austauschen.
Wie kann man sich als Jurist*in für die Gesellschaft engagieren? Als wir im Herbst 2014 das Forum kritischer Jurist*innen gegründet haben, hat uns genau diese Frage beschäftigt. Denn ein wesentlicher Teil des Studiums der Rechtswissenschaften ist auf eine künftige Tätigkeit in den klassischen juristischen Berufsfeldern in Anwaltskanzleien, der Justiz oder der Privatwirtschaft ausgerichtet. Da sich aber nicht alle im Business Chic junger Anwältinnen oder im Talar honoriger Richter wiedererkennen konnten, suchten wir – teilweise selbst noch Studierende, teilweise bereits Absolvent*innen – nach alternativen „Role Models“ für Jurist*innen. Diese fanden wir in zivilgesellschaftlichen Institutionen, aber auch bei den konventionellen Karrierewegen: Denn auch hier braucht es Jurist*innen mit kritischer Wahrnehmung und der Perspektive, dass Recht auch als emanzipatorisches Instrument eingesetzt werden kann. Bald erkannten wir, dass es nicht bloß uns so geht. Viele der Studierenden am Juridicum fühlen sich mit ihren beruflichen Vorstellungen nicht ausreichend repräsentiert und gefördert. Genau diesen Mangel möchten wir mit unserem Forum und dem von uns veranstalteten Infotag ein wenig ausgleichen.
Solidarität statt Wettbewerb
Neben unserem Projekt steht bei uns vor allem die gegenseitige Unterstützung während des Studienalltags im Mittelpunkt: Aus dem anfänglichen Austausch über die persönlichen Schwierigkeiten einiger frisch inskribierter Jus-Student*innen entwickelten sich Freundschaften und das Forum kritischer Jurist*innen. Unser Ziel war es immer auch, die Uni zu einem Ort zu machen, an dem wir nicht nur Prüfungen ablegen, sondern gemeinsam diskutieren und lernen können – und uns schlussendlich wohl fühlen. Umso mehr hoffen wir, dass am Infotag Studierende nicht nur Kontakt zu zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akteur*innen knüpfen, sondern auch neue Bekanntschaften mit Kolleg*innen abseits der leistungsorientierten Lehrveranstaltungen und Prüfungen schließen.
Raum für Diskurs schaffen
Vielen Studierenden fehlt zudem der kritische Austausch. Recht schafft Lebenswirklichkeiten. Es ist nichts Statisches oder Naturgegebenes, vielmehr wird es bewusst und gezielt erzeugt. Und wer sollte wohl mehr Interesse daran haben, die dahinterliegenden (Macht-)Verhältnisse und politisch wirkenden Kräften zu analysieren als Jus-Studierende? Das rechtswissenschaftliche Studium legt den Fokus auf die Anwendung positiver Rechtsnormen, was für die zukünftige Tätigkeit von Jurist*innen auch relevant ist. Genauso wichtig ist es jedoch, sich kritisch mit dem Entstehungsprozess sowie den sozialen, ökonomischen und kulturellen Kontexten von Recht auseinanderzusetzen. Für diesen Diskurs besteht leider nur beschränkt Raum am Juridicum. Wir sehen es daher auch als unsere Aufgabe an, kritisch über Recht nachzudenken und auch andere Studierende dazu zu animieren.
Infotag „Recht Engagiert“: Fragen und Antworten. Und Fragen.
Die Aula des Juridicums öffnet am 6. Dezember 2019 ab 11:00 Uhr ihre Tore für NGOs und zivilgesellschaftliche Plattformen. Der Infotag „Recht Engagiert“ des Forums kritischer Jurist*innen hat zum Ziel, die Aufmerksamkeit von Studierenden auf juristische Organisationen und Tätigkeiten zu lenken, die nicht dem traditionellen juristischen Berufsbild entsprechen. Damit soll die steigende Vielfalt juristischer Beschäftigungsfelder in der Gesellschaft abgebildet werden.
Die diesjährige Veranstaltung steht im Zeichen der „Zukunft des Rechts“, weshalb Kinder-, Umwelt-, und Asylrecht sowie Digitalisierung einen besonderen Raum einnehmen. Ab 11:00 könnt ihr auf über 30 Organisationen und NGOs treffen, die durch ihre juristischen Tätigkeiten einen wichtigen zivilgesellschaftlichen Beitrag leisten.
Außerdem wird auch der Experte für Kinderrechte am Ludwig Bolzmann Institut, Helmut Sax, um 16:00 am Dachgeschoss zum Thema „Kinderrechte in Österreich 2019 – wo stehen wir, wo geht es hin?“ referieren und auf das 30 jährige Bestehen der UN-Kinderrechtekonvention eingehen. Schließlich gibt es um 18:00 im Dachgeschoss eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gästen zur Frage „Mit Recht die Zukunft gestalten – vor welchen Herausforderungen stehen wir?“.
Studierende und Absolvent*innen aller Studienrichtungen und Universitäten sind herzlich eingeladen, unseren alternativen Berufsinfotag und die anschließende Podiumsdiskussion zu besuchen und mitzudiskutieren. Schließlich sollten wir alle gemeinsam über die Rolle des Rechts nachdenken und zivilgesellschaftliches Engagement fördern.
Das Projekt wird von ÖH Wien und Bundes ÖH sowie dem Dekanat des Juridicums unterstützt. Der Eintritt ist frei und es ist keine Anmeldung notwendig.