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Epistemo- what? Du lernst an der Uni mehr, als dir vielleicht bewusst ist. von Isabelle Krol,
am 23. April 2025
ungefähr 5 Minuten
Kategorien: Studium
Themen: CTL , Digitalisierung , Studieren

Epistemo- what? Du lernst an der Uni mehr, als dir vielleicht bewusst ist.

Als Absolvent*in eines Universitätsstudiums sollst du nicht nur dein Fachwissen in den Job einbringen, sondern auch bei der Bewältigung komplexer Fragestellungen mitwirken und kreative Ansätze für die Herausforderungen unserer Gesellschaft entwickeln.


Vielleicht fragst du dich gerade, wie du das alles schaffen sollst oder hast du manchmal das Gefühl, dass dich das Studium nicht gut genug auf die Berufswelt vorbereitet? Viele Studierende und frische Absolvent*innen haben ähnliche Gedanken und es kommt oft erst nach einer gewissen Zeit die Erkenntnis, dass du im Studium viele Fähigkeiten erlernst, die dir vielleicht gar nicht bewusst sind.

Dieser Beitrag befasst sich mit Soft Skills, die in der Arbeitswelt einen erheblichen Vorteil bieten, obwohl sie dir möglicherweise nicht sofort in den Sinn kommen: Epistemologische Überzeugungen und Problemlösefähigkeit.

Epistemo- what? Die Bedingung von Wissen

Epistemologische Überzeugungen bezeichnen ein System aus Annahmen über die Natur des Wissens und den Prozess des Wissenserwerbs. Epistemologische Überzeugungen bezeichnen also subjektive Vorstellungen über die Objektivität, die Richtigkeit, die Aussagekraft oder die Herkunft von Wissen.

Im Laufe deines Studiums wirst du feststellen, dass sich deine Art, Wissen aufzunehmen und darüber zu denken, verändert. Zu Beginn wirst du vermutlich oft Vorlesungen besuchen, die viel theoretisches Wissen vermitteln. Dennoch unterscheidet sich das Lernen an der Uni von Beginn an von dem in der Schule. Du wirst merken, dass Lehrende nicht immer alles wissen und dass sie verschiedene Perspektiven und Meinungen zu Themen haben, und es nicht immer ein klares Richtig oder Falsch gibt. Es mag zunächst überraschend oder sogar herausfordernd sein zu akzeptieren, dass es nicht die eine Wahrheit gibt und diese auch nicht so einfach vermittelt werden kann.

Wissen entwickelt sich stetig weiter. Die Inhalte, die im Studium gelehrt werden, sind ein Abbild des momentanen Forschungsstands und der momentan vorherrschenden Überzeugungen. Viele Erkenntnisse, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit den bestmöglichen Mitteln gewonnen wurden, können sich aber mit der Zeit als ungenau oder gar als falsch erweisen, weil sich z.B. die Untersuchungsmethoden verbessert haben oder Kontexte besser verstanden werden können.

Es liegt also an dir selbst, unterschiedliche Wissensquellen heranzuziehen und diese richtig einzuordnen, um dir ein eigenes Bild von der Welt zu machen.

Useful?

Die oben genannten Wissenserkenntnisse werden im Studium verinnerlicht und stellen ein sogenanntes implizites Wissen dar, das sehr wertvoll ist. Es erlaubt uns, Informationen kritisch zu betrachten und richtig einordnen zu können. Vielleicht hinterfragst du mit diesen Erkenntnissen bestimmte Inhalte eher und bist dir bewusst, dass bestimmte Vorgehensweisen erst erprobt werden müssen. Die epistemologischen Überzeugungen können deine allgemeinen Herangehensweisen an bestimmte Problemstellungen beeinflussen.

Problemlösefähigkeit

Problemlösefähigkeit klingt im Vergleich zu Epistemologie ziemlich einfach, ist es aber allemal nicht. Du wirst im Laufe des Studiums immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert werden, die es zu lösen gilt: von unterschiedlichen Aufgaben in den Lehrveranstaltungen, über die eigenständige Recherche von Materialien, bis hin zur Vereinbarkeit von Studium und Job oder Betreuungspflichten. Es wird von dir sehr viel Eigenständigkeit erwartet und zu Beginn des Studiums mag das noch sehr fordernd sein. Im Studium wirst du dir aber Kompetenzen aneignen, um auch mit unvorhergesehenen Problemstellungen gut umgehen zu können.

Möglicherweise wirst du während dieses Prozesses feststellen, dass es (fast) immer mehrere Lösungswege gibt, um ein Problem zu lösen, wobei einige effizienter oder besser geeignet sein können als andere. Um den optimalen Lösungsweg zu finden, ist daher eine gewisse Kreativität und Flexibilität im Denken erforderlich. So wirst du Schritt für Schritt besser einschätzen können, welche Kompetenzen dir fehlen und wie du sie dir aneignen kannst. Dies kann dich auch dazu motivieren, von einem eingeschlagenen Weg abzuweichen und nach geeigneteren Lösungen zu suchen.

Somit wird im Studium auch deine Bereitschaft zum sogenannten „lebenslangen Lernen“ gefördert. Die Fähigkeit zum Lernen wird nicht vererbt, sondern kann geübt und verbessert werden. Lernen ist ein gradueller Prozess, der meist nicht von einem auf den anderen Tag passiert. Es gibt viele unterschiedliche Lernstrategien, und es liegt an dir, diejenigen zu finden, die am besten zu dir passen. Das mag jetzt vielleicht unwichtig erscheinen, ist aber eine Erkenntnis, die ermächtigend sein kann: wenn ich will, KANN ich bestimmte Sachen lernen, muss aber vielleicht meine Strategien anpassen und bin mir auch dessen bewusst, dass es vielleicht länger dauern wird.

Useful?

Auch im Job gibt es unterschiedliche Herausforderungen und du wirst dir einerseits deiner vorhandenen Fähigkeiten bewusst sein, aber auch stetig dazulernen müssen.

Wenn du beispielsweise eine Aufgabe nicht lösen kannst, kannst du auf Basis deiner Erfahrungen und deines Vorwissens einschätzen, dass du dir die nötigen Fähigkeiten rasch aneignen kannst. Auf der anderen Seite weißt du aber auch, dass es Aufgaben gibt, wo das Erlenen der notwendigen Fähigkeiten für dich ein sehr hoher Aufwand wäre. Dann wäre es effizienter, wenn du versuchst die Aufgabe an Kolleg*innen zu übergeben, die sich diese Fähigkeit schon angeeignet haben.

Die vorgestellten Kompetenzen sind nur zwei von vielen, die du durch ein Universitätsstudium erlangst. Diese sind vielleicht nicht immer gleich ersichtlich und treten möglicherweise erst später zu Tage. Mach dir immer wieder bewusst, dass du Zutrauen in deine eigenen Fähigkeiten haben und diese auch in neuen Kontexten erproben und anpassen kannst.

 


Isabelle Krol

Isabelle Krol BSc BSc MSc ist Psychologin und am Center for Teaching and Learning tätig.



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