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von Patrick Sakdapolrak & Sadie Frank
am 29. August 2019
ungefähr 4 Minuten
Kategorien: Forschung
Themen: Auslandserfahrung , Erfahrungen , Exkursion , Forschende , Forschung , Geografie

Geografiestudierende erforschen Migrationsmuster in Thailand

Welches transformative Potential hat Migration? Diese Frage untersuchten Geografie-Studierende gemeinsam mit ihren thailändischen und indonesischen KollegInnen bei einer Feldforschung in Thailand. #univie-Lehrveranstaltungsleiter Patrick Sakdapolrak und Forschungspraktikantin Sadie Frank bloggen von der Exkursion.

Die Exkursionsgruppe vor der Abfahrt. Nach dem 3-tätigen Vorbereitungsseminar trafen sich die Studierende aus Thailand, Indonesien und Österreich mit den Übersetzern und Betreuern vor dem Geographischen Institut um nach Mae Suk aufzubrechen.

Im Juli 2019 nahmen 22 Studierende der Universität Wien, der Universität Chiang Mai (Thailand) und der Universität Gadjah Mada (Indonesien) in Kooperation mit der thailändischen Nichtregierungsorganisation Raks Thai Foundation an einer dreiwöchigen Forschungsexkursion in der Chiang-Mai-Provinz im Norden Thailands zum Thema landwirtschaftlicher Wandel, ländliche Entwicklung und Migration teil. Im Zentrum stand die Frage, welchen Einfluss Migration auf die Veränderung ländlicher Herkunftsgesellschaften hat.

Geleitet wurde die Lehrforschung gemeinsam von einem Lehrenden-Team des Wiener Instituts für Geographie und Regionalforschung (Prof. Patrick Sakdapolrak, Dr. Marion Borderon und Dr. Gunnar Stange), des Department of Geography der Universität Chiang Mai (Prof. Liwa Pardthaisong, Dr. Chaya Vaddhanaphuti, Dr. Yanin Chivakidakarn Huyakorn), sowie des Department of Anthropology der Universität Gadjah Mada (Dr. Agung Wicaksono). Die Lehrforschung war eingebettet in die Aktivitäten des AGRUMIG-Projekts, welches im Rahmen von Horizon 2020 durch die Europäische Union gefördert wird.

In bi-nationalen Teams haben die Studierenden der beteiligten Universitäten im Vorfeld ausgearbeitete Forschungsvorhaben umgesetzt und zu Themen wie Geldrücküberweisungen, Rückkehrmigration und migrationsinduzierte landwirtschaftliche Innovation gearbeitet.

Gemeinsam Wissen produzieren

Studierende beim Reisanbau. Reis ist das Grundnahrungsmittel und wird in Mae Suk für den eigenen Konsum selbst angebaut – meist als Upland Rice, dort wo die topographischen Gegebenheiten es zulassen jedoch auch als Nassreisanbau.

Die vielfältige Art und Weise, auf die im interkulturellen Kontext gemeinschaftlich Wissen produziert wird, erwies sich für Studierende wie Lehrende als der am meisten bereichernde Aspekt des gesamten Prozesses. Die Studierenden lernten mit Feldassistenten und Übersetzern zu arbeiten und sich im fremden kulturellen Umfeld zu orientieren.

Im Vergleich zu Studienreisen, bei denen Studierende zumeist eine reine Beobachterrolle einnehmen, ermöglicht eine partnerschaftliche Wissensproduktion im interkulturellen Kontext sowohl persönliche als auch wissenschaftliche Entwicklungsfortschritte für alle Beteiligten. In der Reflexionsrunde wiesen die Studierenden vor allem darauf hin, sehr viel von den thailändischen Studienkollegen und Lehrenden sowie von den Gastgebern und Bewohnern in den Dörfern gelernt zu haben. Viele thailändische Studierende, die eher einen technischen Studienhintergrund im Bereich Geoinformtionssysteme haben, brachten zum Ausdruck, dass sie die Zusammenarbeit und die Exposition gegenüber sozialwissenschaftlichen Forschungsansätzen als sehr bereichernd empfanden.

Von Chiang Mai nach Mae Suk zu Gastfamilien

Essen. Die studentischen Forschungsteams übernachteten bei Familien in den jeweiligen Dörfern und wurden von diesen auch verkostet. 32 konsekutive Reismahlzeiten war für die österreichischen Studierenden schon erwähnenswert.

Die Exkursion startete mit einem dreitägigen Vorbereitungsseminar in Chiang Mai, in dem die Studierenden noch einmal in ihren Teams die jeweiligen Forschungsdesigns diskutierten und das methodische Vorgehen feinjustierten.

Im Anschluss verließ die Gruppe die Stadt Chiang Mai in Richtung des ländlichen und abgelegenen Subdistrikts Mae Suk, um dort die Feldforschung durchzuführen. Die vier- bis fünfköpfigen internationalen studentischen Forschungsteams wohnten während der 10-tägigen Forschung bei Familien in verschiedenen Dörfern des Subdistrikts.

Nach dem Feldaufenthalt verbrachte die Gruppe noch eine Woche in Chiang Mai, um die Feldforschung zu diskutieren, zu reflektieren und erste Analysen der erhobenen Daten durchzuführen.

Boomender Öko-Tourismus, Mais-Ökologie und die Minorität der Karen

Abschlussdiskussion. Nach der 10-tägigen Feldforschung wurden die ersten Eindrücke und Ergebnisse noch einmal am Geographischen Institut in Chiang Mai diskutiert und die Forschungsberichte vorbereitet.

Die allgemeinen Eindrücke aus der Forschung fokussierten auf die komplexe politische Ökologie der Mais-Produktion, den boomenden Öko-Tourismus sowie die spezifischen kulturellen Charakteristiken der Karen – einer ethnischen Minorität in Thailand, die einen Großteil der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet ausmacht.

Diese Faktoren beeinflussten auf vielfältige Weise die identifizierten Migrationsmuster im Untersuchungsgebiet. Die Forschungsberichte der einzelnen Teams werden in einem gekürzten Gesamtbericht zusammengeführt, auf Thailändisch übersetzt und der Leitung des Subdistrikts Mae Suk übergeben.

Vielen Dank an alle beteiligten Studierenden und Lehrenden sowie die Projektpartner für das Engagement während der Exkursion, auf Thai und Karen: Khob Khun Krab und Ta Bluh. 😊


Patrick Sakdapolrak & Sadie Frank

Patrick Sakdapolrak ist seit Jänner 2016 Professor für Bevölkerungsgeographie und Demographie am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Sadie Frank war zwischen Juli und August 2019 Praktikantin am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Sie unterstützte die Forschungsarbeiten im AGRUMIG Projekt in Wien und während der Exkursion in Thailand.
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