An der Universität ist ein anderes Lernen gefordert, als in der Schule und diese Umstellung kann eine große Herausforderung sein. Während in der Schule der Lernstoff meist noch überschaubar und klar definiert war, gestaltet sich diese Aufgabe an der Uni häufig schwieriger. Dieser Beitrag soll dir dabei helfen, einige dieser anfänglichen Unsicherheiten besser einzuordnen und zu bewältigen.
Schlechte Note – bin ich gut genug?
Es kann gut sein, dass dir in der Schule vieles leichtgefallen ist und du dich für gute Noten nicht besonders anstrengen musstest. Vielleicht hast du aber auch erwartet, dass dir das Lernen an der Uni leichtfallen wird, weil du dich mit Themen beschäftigen kannst, die dich wirklich interessieren. Oder umgekehrt, du hast bereits vor der Prüfungsphase Angst gehabt, dass alles ganz schwierig wird. In jedem Fall kann es sehr frustrierend sein, wenn die erste Prüfungsphase nicht so läuft wie erhofft.
Das bedeutet aber nicht zwangsweise, dass dir die Studienrichtung nicht liegt und schon gar nicht, dass du nicht gut genug bist. Die Uni hat andere Anforderungen als die Schule: die Themen sind meist komplexer und vielfältiger, die Lernunterlagen manchmal nicht genau definiert und die Prüfungsarten stark unterschiedlich. Das kann vor allem bei den ersten STEOP-Prüfungen zu Verunsicherungen führen und du wirst vielleicht eine gewisse Zeit benötigen, um die richtigen Lernstrategien für dich zu finden –da geht es allen Studierenden ähnlich.
Mut zur Lücke
Vielleicht hast du während des Lernprozesses immer wieder das Gefühl, dass das Lernen nicht gut genug vorangeht und die Zeit bis zur Prüfung knapp wird. Das kann schon mal vorkommen, vor allem wenn du dich auf mehrere Prüfungen gleichzeitig vorbereiten musst. Mit der Zeit wirst du jedoch eine nützliche Fähigkeit erwerben: Das Priorisieren beim Lernen. Den Prüfungsstoff zu beherrschen bedeutet nämlich nicht zwingend, jedes Detail auswendig zu können. Vielmehr geht es darum, dass du Inhalte und Zusammenhänge verstehst und relevante Informationen erkennst. Übertriebener Perfektionismus und Selbstzweifel können dich in deinem Studienfortschritt behindern. Deshalb lautet hier das Motto: Mut zur Lücke.
Du könntest dir auch überlegen, welche Ansprüche du an dich und deine Noten hast. Sind die Ansprüche realistisch umsetzbar oder musst du Anpassungen vornehmen, um im Studium gut voranzukommen? Mithilfe deiner Lernerfahrungen wirst du dich besser einschätzen und deine Lernstrategien flexibel einsetzen lernen. So kannst du Sicherheit bei der Prüfungsvorbereitung gewinnen und Stress vermeiden.
Unser Tipp: Überfliegendes Lesen – oder Shitty First Read
Der Umfang einer Vorlesung ist groß und es gibt häufig mehrere Quellen, die zum Lernen herangezogen werden müssen, seien es die Vorlesungsfolien, die eigenen Mitschriften, Skripten oder empfohlene Bücher. Aber womit anfangen?
Häufig werden Vorlesungsfolien zur Verfügung gestellt, auf denen die wichtigsten Inhalte kurz zusammengefasst sind. Diese eignen sich gut, um den Lernprozess zu starten. Versuche, dir zuerst einen Überblick zu verschaffen und überfliege mal den ganzen Lernstoff, ohne den Anspruch, sich jedes Detail zu merken oder zu verstehen: wir nennen das einen „shitty first read“. Der Begriff ist angelehnt an den „shitty first draft“, einen Begriff aus der Schreibberatung zur Lösung von Schreibblockaden. Hierbei geht es darum, beim Verfassen eines Textes zunächst einmal seine Gedanken niederzuschreiben, ohne große Rücksicht auf die Qualität zu nehmen. Das ist sehr hilfreich, um den Schreibprozess zu starten, und dasselbe gilt für den Lernprozess.
Versuche dich dann step by step in die einzelnen Kapitel zu vertiefen, ohne dich bei einem Kapitel zu sehr im Detail zu verlieren. Wie schon erwähnt, kann hier die Fähigkeit zu priorisieren sinnvoll sein. Du wirst merken, dass ein geschärfter Blick für das Wesentliche und Zusammenhänge dir ein Vorankommen im Studium erleichtern kann. Du wirst merken, dass das Verstehen von Konzepten und das Lernen wichtiger Basics hilfreich ist, um sich die dazugehörigen Details einprägen zu können.
Du wirst auch merken, dass es immer Themenbereiche in deinem Studium geben wird, die du interessanter finden wirst als andere. Solltest du jedoch in sehr vielen Lehrveranstaltungen Lernschwierigkeiten haben oder merken, dass dich der Stoff eigentlich wenig interessiert, wäre es eventuell sinnvoll, noch einmal zu reflektieren, woran das liegen könnte. Was könnten Ursachen für die Lernschwierigkeiten sein und wie kannst du damit umgehen? Die psychologische Studierendenberatung bietet professionelle Unterstützung und Beratung, wenn du zum Beispiel Motivationsprobleme hast oder herausfinden willst, ob deine Interessen, Fähigkeiten und Ressourcen zu deiner Studienwahl passen.